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Keine Selbstverständlichkeit

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"Wie groß ist der Schock nach der zweiten Niederlage in Folge? Das Punkten war zuvor ja zu einer Selbstverständlichkeit für Euch geworden." Die Frage, die Marcel Schuhen kurz nach Abpfiff gestellt wurde, machte deutlich, welchen Status sich die Lilien mit ihrer bisherigen Saison erarbeitet haben. Und die Antwort des Schlussmannes zeigte, wie es überhaupt dazu kommen konnte, dass sich der SV 98 nach 24 Spieltagen mit solchen Statements auseinandersetzen darf. "Für uns war das nie selbstverständlich", erklärte der Keeper, und fügte an: "Und genau deswegen werfen uns diese zwei Spiele nicht um, weil wir schon seit Saisonbeginn wissen, dass wir immer unsere Stärken abrufen müssen, um bestehen zu können."

Natürlich hatten sich die Südhessen den Auswärtsstrip auf die Alm anders vorgestellt, natürlich wollten sie nach der Niederlage in Heidenheim sofort wieder in die Erfolgsspur einbiegen. Doch an einer plötzlichen Schwarzmalerei angesichts der vergangenen beiden Partien beteiligte sich niemand. "Ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn diese Phase nicht gekommen wäre", verriet Torsten Lieberknecht, um nachzuschieben: "Aber das sind Momente, die es in einer Saison eben gibt."

Es sei "nicht überraschend" dass auch der SV 98 mal in eine solche Situation gelange, erläuterte der Cheftrainer, der das 1:3 in Bielefeld sofort in einen Gesamtkontext einordnete: "Wir schätzen das nüchtern ein und stellen nicht alles in Frage, genau wie wir zuvor in der Erfolgsserie immer die Bodenhaftung behalten haben."

Eine umfassende Analyse gehört bei den Lilien zu jedem Spiel dazu. Unabhängig vom Ausgang. Den ersten Aufschlag dazu machte Lieberknecht bereits kurz nach Abpfiff: "Wir waren ein wenig fahrig, mir hat speziell die Vehemenz gegen den Ball nicht gefallen. Wir haben dann in der Pause angemerkt, dass wir noch mehr investieren müssen, um etwas Zählbares mitzunehmen."

Das gelang schlussendlich nicht, dabei wäre ein Auswärtssieg absolut möglich gewesen – insbesondere, wenn die Lilien kurz nach dem Führungstreffer ein weiteres Tor nachgelegt hätten: "Das haben wir liegen und die Arminia damit am Leben gelassen", bilanzierte Lieberknecht und lag damit auf einer Wellenlänge mit Schuhen: "Wenn wir da das 2:0 machen, gehen wir hier als Sieger vom Feld."

Stattdessen schafften es aber die Gastgeber, sich immer mehr in die Partie zurückzukämpfen und das Spiel auf ihre Seite zu ziehen. "Die Phase kurz nach der Führung geht in dieser Art und Weise nicht", sagte ein selbstkritischer Fabian Holland, der generell monierte: "Wir haben nicht das gespielt, was wir können."

Dass trotz der Unzufriedenheit über das eigene Spiel der Sieg beim Bundesliga-Absteiger absolut im Bereich des Machbaren lagen, ist ein weiteres Indiz, welchen Level die Lilien mittlerweile für sich beanspruchen. Eine Erkenntnis, die auch der neue Arminia-Trainer Uwe Koschinat aus der Begegnung mitnahm: "Man sieht, auf welchem Niveau Darmstadt 98 spielt. Torsten kritisiert seine Mannschaft und trotzdem sehe ich, wie sie als Auswärtsteam eine gewisse Dominanz ausgestrahlt haben."

Selbstverständlich bringen solche Sätze keine weiteren Zähler auf das südhessische Punktekonto, sie zeigen aber, dass die Lilien ihren Weg mit Sicherheit weitergehen werden. "Es ist klar, dass wir einige Dinge ansprechen müssen, aber auch stark genug sind, um nächste Woche wieder unsere Leistung abzurufen“, so Holland, während sein Trainer ebenfalls nach vorne blickte: "Entscheidend ist, dass wir diese Delle aufarbeiten und dann ausbeulen werden. Es wartet ein Heimspiel gegen Kaiserslautern um 20.30 Uhr. Das ist schon Ansporn genug."

Zumal die Lilien im Merck-Stadion am Böllenfalltor noch ungeschlagen sind. Sicherlich auch keine Selbstverständlichkeit. 

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