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Nachwuchsleistungszentrum

Unsere Philosophie

Grundsätzlich sieht das Nachwuchsleistungszentrum seine Aufgabe in der Ausbildungs- und Spielphilosophie darin, seinen Spielern und Mannschaften alle taktischen Phänomene im Offensivspiel ebenso wie im Defensivverhalten zu lehren und alle fußballspezifischen und für das Fußballspiel relevante Techniken zu vermitteln.

Sich starr auf eine Grundformation im Ausbildungsbereich festzulegen, ist aus unserer Sicht bei der Komplexität des Spiels und der Weiterentwicklung mit immer neuen Spielstilen und Lösungsmöglichkeiten im Profibereich, nicht sinnvoll. Gerade der Profibereich und qualifizierte Amateurbereich, für den die Nachwuchsleistungszentren ausbilden, erfordert diese Flexibilität in der Ausbildung der eigenen Spielweise, Taktik, Grundausrichtung und Systeme.

Die Spieler sollen in ihrer Ausbildung im NLZ lernen, unabhängig von Systemen oder Grundformationen, für die jeweiligen Spielsituationen Lösungen zu finden. Hierbei stellen wir die Offensive nicht über die Defensive und umgekehrt, sondern vermitteln das richtige Gleichgewicht beider Spielaufgaben und lehren damit eine ebenso gleichberechtigte Bewertungsgrundlage bezüglich beider Aufgabenstellungen im Spiel.

Es gilt, dass die Spieler über den Zeitraum ihrer Ausbildung beim SV Darmstadt 98 altersgemäß alle kollektiven Ausrichtungen in der Offensive und Defensive kennenlernen und hier das nötige fußballerische „Rüstzeug“ individualtechnisch erlernen, um sich individual-, gruppen-, und mannschaftstaktisch in der jeweiligen Situation richtig verhalten und diese lösen zu können. Daher fordern wir von unseren Trainern, Spielern und Mannschaften eine erfolgsorientierte, taktische Kreativität, die sich an der Altersstufe, den Spielaufgaben und im Leistungsbereich auch am Gegner und der Ligaqualität orientiert. Natürlich geschieht dies auf der Basis der richtigen altersbedingten Ausbildung.

Die Spieler sollen von Grund auf das richtige Umschaltverhalten bei Ballgewinn und Ballverlust lernen und automatisieren, da dies der Schlüssel für das einfache Spielziel „Tore erzielen – Tore verhindern“ ist. Die Grundprinzipien, die hierzu vermittelt werden sind systemübergreifend gleich.

Die Umsetzung, ob man Angriffs- oder Mittelfeldpressing zur aktiven Balleroberung einsetzt, sind nur eine Facette, die die Spieler in der Ausbildung kennenlernen. Dies ist nur ein Beispiel, um zu verdeutlichen, dass es nicht zielführend wäre, nur einen Faktor, in diesem Fall Angriffspressing auszugeben, da die Spieler auch alle anderen Facetten des Pressingverhaltens erlernen und anwenden können müssen. Daher spielt in unserer Ausbildungsphilosophie das „simulierte Wettspiel“ im Trainingsbetrieb eine zentrale Rolle.

Das simulierte Wettspiel (durchaus mit zielführenden Provokationsregeln) nimmt in den Trainingseinheiten unserer Nachwuchsteams eine schwerpunktmäßige Rolle ein, da die Spieler kombiniert mit dem qualifizierten Coaching der Trainer immer wieder alle Aspekte des komplexen Fußballspiels erleben. Sie müssen wettkampf- und zielorientierte Lösungen für die sich im Wettkampf ergebenden Situationen suchen und können diese so unter simulierten Wettkampfbedingungen anwenden und automatisieren. Unsere Ausbildung im Training gestaltet sich hierdurch extrem spielnah und spielorientiert.

Der Grundsatz lautet:

„Fußballspielen lernt man durch Fußball spielen!“

Grundlagenbereich (U10-Junioren – U11-Junioren)

Im Grundlagenbereich stehen eine vielseitige Grundausbildung und Bewegungslernen im Vordergrund. In diesem Alter werden die motorischen und technischen Grundlagen gelegt und diese Aspekte stehen im Training dieses Altersbereiches an erster Stelle. Die Kinder lernen ein zwangloses Fußballspielen kennen.

Kinder sind nicht nur kleiner als Jugendliche und Erwachsene, sie sind anders und sie lernen anders! Kinder lernen vorrangig und am besten durch Beobachten und Nachahmen. Daher müssen neue Bewegungen und Techniken vom Trainer korrekt demonstriert werden. Im Grundlagentraining stehen die vielseitige, variantenreiche Vermittlung der grundlegenden koordinativen und balltechnischen Fertigkeiten sowie der Spaß und die Freude am gemeinsamen Spiel im Vordergrund.

Durch die Kombination von Üben und Spielen lernen unsere jüngsten Nachwuchsspieler vorrangig gefühlvoll und geschickt mit dem Ball umzugehen und dies mit beiden Füßen und in alle Richtungen. Taktische Überlegungen spielen noch eine völlig untergeordnete Rolle. Auch geschieht noch keine Spezialisierung der Spieler auf eine bestimmte Position. Spielen und Tore schießen sind die wesentlichen Inhalte des Trainings.

Der hauptsächliche Spielgedanke ist: Tore schießen und Tore verhindern. Dadurch erleben die Kinder prägende Emotionen wie Freude, Spannung, Wut, Erfolg und Misserfolg. Die Spieler entwickeln Spielfreude, Kreativität und Risikobereitschaft und werden immer wieder durch den Trainer ermutigt, kreativ und risikofreudig zu spielen. Zudem lernen sie, mit den grundlegenden Regeln des Spiels umzugehen.

Unsere Nachwuchstrainer in diesem Altersbereich bieten vielfältige, abwechslungsreiche und motivierende Spiele an (motorisches Basistraining, keine Frühspezialisierung!) und lassen Übungen nachahmen und ausprobieren, anstatt zu viel zu erklären. Geduldig und ohne Druck fordern sie Leistung ein und bringen so die Kinder dazu, immer noch besser werden zu wollen, immer ihr Bestes zu geben und Fußball als Mannschaftsspiel zu begreifen.

 Grundsätzlich findet das Training in Grundlagenbereich immer mit Ball statt und ist durch viele Spielformen (vom 1:1 bis zum 4:4) in kleinen Feldern geprägt, sodass gewährleistet ist, dass die Spieler viele Ballkontakte haben.

Aufbaubereich (U12-Junioren – U15-Junioren)

In diesem Altersbereich beginnt nun das fußballspezifische Training mehr und mehr an Gewichtung zu gewinnen. Eine zunehmende Spezialisierung der Spieler setzt ein.
Der Aufbaubereich stellt eine immens wichtige, aber auch diffizile Ausbildungsstufe unserer Nachwuchsspieler dar.

Zum einen gilt der D-Juniorenbereich (U12-/U13-Junioren) als das „goldene Lernalter“, da hier die beste Phase der motorischen Lernfähigkeit vorliegt. Die Spieler dieses Altersbereichs beeindrucken durch Bewegungs-, Spiel- und Leistungsfreude und sind besonders lernwillig. Schnelle und geschickte Bewegungen gelingen relativ leicht. Auf der Basis einer breit angelegten Grundausbildung im Kinderbereich kann und muss jetzt ein systematisches Fußballtraining beginnen.

Andererseits entstehen aufgrund der einsetzenden Pubertät (U14-/U15-Junioren) zum Teil sehr große körperliche Unterschiede mit entsprechend unterschiedlichen Belastbarkeiten und Trainierbarkeiten.

Die Spieler wachsen in diesem Altersabschnitt von Kindern zu Jugendlichen heran. Diese Reifungsprozesse bringen neue psychische und körperliche Eigenschaften hervor, sind aber nicht immer unproblematisch. Die Spieler können starken Stimmungsschwankungen ausgesetzt sein und ihre Leistung kann variieren. Die Reifungsprozesse sind aber die Grundlage für fußballspezifische Leistungssteigerungen und für positive Impulse auf dem Weg zu einer Persönlichkeit. Alle diese Aspekte müssen von den Trainern bei der Trainingsplanung und -durchführung beachtet werden. Um diesen Prozess der Leistungssteigerung optimal zu fördern, begleitet der Trainer jeden einzelnen Spieler individuell. Gerade in diesem Altersabschnitt ist es zudem wichtig, dass die Trainer ihren Spielern leistungssportgerechte Lebensgewohnheiten vorleben, klare Regeln aufstellen und selbst konsequent und vorbildlich handeln. Auch spielen die Stärkung des Mannschaftsgedankens und des Teamworks eine besonders wichtige Rolle.

Das Training im Aufbaubereich beinhaltet das Erlernen komplexer fußballspezifischer Bewegungen und erste intensive taktische Schulungen. Es werden im Sinne einer individuellen Ausbildung erste positionsspezifische Details trainiert.

Die Schwerpunkte im Training des Aufbaubereichs liegen auf der Verfeinerung der in der Grobform im Grundlagenbereich bereits erlernten Techniken, auf fußballspezifischen Bewegungen in erhöhtem Tempo und unter zunehmendem Zeit- und Gegnerdruck. Des Weiteren kommen intensive taktische Analysen und Schulungen hinzu. Die Wettkampfreife wird durch viele Spielformen sowie gegenseitiges Coaching entwickelt. Wichtig beim Techniktraining ist die präzise und bildhafte Demonstration zur Perfektionierung der bereits erlernten Technikelemente, da die Spieler jetzt sehr gut beobachten und nachahmen können.

Im taktischen Verhalten bekommen die Spieler immer mehr Gefühl für bestimmte Spielsituationen. Logisches Denken, Antizipieren und Kombinieren fällt den Spielern nun immer leichter. Insofern werden die Spieler jetzt in positionsgebundenen Aufgaben und gruppentaktischen Verhaltensweisen (ballorientiertes Spiel, Viererkette, Pressing, etc.) geschult. Spielformen in Überzahl/Unterzahl und die damit zusammenhängenden Verhaltensweisen werden nun immer wieder in die Trainingseinheiten eingebunden. Anregung und Anleitung zum Eigentraining mit dem Ball sind wichtig und eine Grundlage für die persönliche Weiterentwicklung eines jeden Nachwuchsspielers.

Leistungsbereich (U16-Junioren – U19-Junioren)

Im Leistungsbereich werden die Anforderungen weiter kontinuierlich gesteigert. Es erfolgt ein zunehmendes Heranführen an die Belastungen und Anforderungen im Profibereich. In diesem Ausbildungsabschnitt muss ein reibungsloser Übergang vorbereitet werden.

Ein großer Schwerpunkt besteht in der Ausprägung leistungsfördernder Eigenschaften wie Siegeswille, Durchsetzungsvermögen, Selbstüberwindung und Einstellung zum professionellen Fußballspielen und zu professioneller Lebensführung. Die jugendlichen Nachwuchsspieler werden zudem immer mehr zur Selbständigkeit und Eigenverantwortung erzogen.

Die Bausteine und bisher erlernten Grundlagen im technischen und taktischen Bereich werden im Leistungsbereich perfektioniert, stabilisiert und automatisiert. Die Spieler lernen in diesem Altersabschnitt die variable und situationsgemäße Anwendung unter starken Wettkampfbedingungen (hohes Tempo, enger Raum, Gegnerdruck). Es gilt also, diese bisher erlernten technisch-taktischen Grundlagen auf spezielle Positionsanforderungen abzustimmen und an größere Wettkampfanforderungen anzupassen. Hierzu ist ein Training mit vielen Wettkampfelementen wichtig.

Zudem kann nun auch schwerpunktmäßig im mannschaftstaktischen Bereich gearbeitet werden, da die Spieler nun noch besser komplexe Situationen aufnehmen und analysieren können und zudem jeder Spieler inzwischen seine „feste“ Spielposition gefunden hat.

Das „Zweite goldene Lernalter“ ermöglicht wieder schnelle Lernerfolge. Technisch-taktische Fertigkeiten können in verhältnismäßig kurzer Zeit auf ein sehr hohes Niveau gebracht werden. Auch Kraft und Ausdauer sind nach der Pubertät und dem damit verbundenen Wachstumsschub sehr gut trainierbar. Insofern ist ein intensives Koordinations-, Kraft- und Beweglichkeitstraining sehr wichtig.

Die Persönlichkeit der jugendlichen Spieler wächst zunehmend und bekommt eine immer stärkere Ausprägung. Auch aus diesem Grund muss der Trainer unbedingt klare Vorgaben machen und auf Disziplin achten. Es gilt zudem auch die sportliche Belastung mit der schulischen bzw. beruflichen Belastung zu koordinieren.