… einen Spieler, der nicht immer Feuer und Flamme für den Fußball gewesen ist. „Ich war zwar im Verein angemeldet, aber auf dem Platz habe ich mehr Gänseblümchen gepflückt als alles andere“, erzählte Julian Brandt in einem Interview mit fussball.de über seine ersten Berührungen mit dem runden Leder. „Ich sollte dann im Verein abgemeldet werden, aber bevor das passiert ist, habe ich dann doch irgendwann angefangen, mehr zu spielen als zu pflücken“, führte der 27-Jährige Borusse weiter aus.
Fred Wirth, Brandts allererster Fußballtrainer, sah sich damals in der Verantwortung, dem kleinen Julian einen ersten Anstoß zu geben und holte ihn gemeinsam mit der Mannschaft Hand in Hand auf den Platz des SC Borgfeld, um ihm den Spaß am Fußball nahezubringen.
Die Lust am Fußball? Bis heute die größte Triebfeder für Brandt: „Ich versuche, mich immer daran zu erinnern, warum wir eigentlich Fußball spielen: weil wir schon als kleine Kinder Spaß daran hatten“, beschrieb Julian Brandt seine Motivation im Gespräch mit fussball.de. „Es wäre für mich das Schlimmste, wenn man mir ansähe, dass ich keinen Spaß mehr am Fußball hätte, denn dann müsste ich mir eingestehen, die Basis für alles verloren zu haben.“ Und so wurde der Fußball schnell das Wichtigste für den kleinen Jungen, seine Brüder und die Freunde aus der Bremer Nachbarschaft. „Unsere Bälle wurden zerstochen, weil es den Nachbarn auf die Nerven gegangen ist, dass ständig Bälle in deren Gärten geflogen sind“, verriet Brandt schmunzelt in einem vereinsinternen Interview.
Julian Brandt ist ein geerdeter Familienmensch, der so oft es geht auch bei seinen Eltern in Bremen vorbeischaut oder in Köln bei seinem Bruder Jannis. „Wenn er mal am Wochenende bei uns ist, dann ist es für ihn auch wichtig, mit zum Platz in Borgfeld zu gehen, denn da kennt er viele Leute noch. Das ist für ihn und für uns Heimat“, berichtete Vater Jürgen Brandt stolz im Gespräch mit fussball.de. Er selbst war früher Trainer seines ältesten Sohnes und agiert heute sogar als sein Berater. Den Vater als Trainer, das ist nicht immer einfach. Julian Brandt erinnerte sich im Interview: „Für mich hatte das Vorteile, aber auch Nachteile. Ähnlich war es für meinen Vater. Er musste immer den Eindruck vermeiden, dass er sein Kind bevorzugt. Manchmal hat er es dabei übertrieben, ich hatte es nicht immer einfach bei ihm. Aber insgesamt hat er es sehr gut gemacht.“
Und der Rest? – Geschichte. Nachdem er mit den A-Junioren der Wolfsburger deutscher Meister werden konnte, wechselte der Offensiv-Mann zu Bayer Leverkusen und gab im Alter von 17 Jahren sein Bundesligadebüt. 2019 folgte dann der Wechsel zu Borussia Dortmund. „Ich bin nach Dortmund gegangen, weil ich einfach Bock darauf hatte. Ich will mich nicht einfach nur an einen Verein verkaufen“, brachte der damals 23-Jährige zum Ausdruck. Neben seiner Bundesliga-Karriere spielte Brandt zudem seit der U15 auch im Trikot der Nationalmannschaft und hofft auch im kommenden Sommer bei der Heim-EM ein Teil der Auswahl von Julian Nagelsmann zu sein.
Mittlerweile gilt Julian Brandt längst als ein Mann für das Besondere. Er gilt als Unterschiedsspieler. Und als Zocker. Allein in den 16 Bundesliga-Partien vor Weihnachten war der deutsche Nationalspieler an zwölf Treffern der Borussia direkt beteiligt. Ein Spaßfußballer, der das Schwere so leicht aussehen lässt und Lockerheit zu seinem Markenzeichen erhebt, wie der Kicker einst über ihn schrieb. Und das obwohl seine Karriere zu Beginn fast an der Faszination für Gänseblümchen gescheitet wäre.