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05.11.2022 / Profis

Dank Geduld und Beharrlichkeit

Geduld. Eine dieser menschlichen Tugenden. Die Fähigkeit, Schwierigkeiten oder Wartezeiten mit Gelassenheit und Standhaftigkeit zu ertragen. Geduldige Menschen können kurzfristige Bedürfnisse zurückstellen und sich auf das langfristige Ziel fokussieren. Geduldig zu sein? Das ist ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg. Und genau das zeichnete die Lilien am Freitagabend aus: Dass sie eben nicht hektisch wurden oder gar in Panik verfielen, sondern vielmehr mit Beharrlichkeit und Ruhe gegen Hannover 96 die maximale Punkteausbeute auf ihr Darmstädter Zählerkonto packten.

Foto: eibner Pressefotos

Das beste Anschauungsbeispiel geduldiger Menschen: Die Mannschaft des SV Darmstadt 98. Sie rannten an, erspielten sich Chancen und vergaben mitunter gute Möglichkeiten. Selbst durch ein (zurecht) aberkanntes Abseitstor oder einen verschossener Elfmeter ließ sich der SV 98 nicht aus dem Konzept bringen, der stoisch und methodisch weiter am Führungstreffer werkelte. “Wir sind beharrlich geblieben und hatten insgesamt mehr vom Spiel”, erklärte Torsten Lieberknecht in seinem Statement nach der Partie. Ab der 30. Minute agierten die Südhessen im Merck-Stadion am Böllenfalltor in Überzahl. Ein Selbstläufer? Nein. Ganz im Gegenteil,weil auch Hannover erpicht war, trotz nummerischer Unausgeglichenheit irgendwie einen Zähler zurück nach Niedersachsen zu nehmen. “Jeder weiß, wie schwer es ist, gegen zehn Mann anzulaufen”, befand Marvin Mehlem und fügte lobend hinzu: “Wir mussten geduldig weiterspielen, Standards herausholen und es auch mal aus der Distanz probieren. Das ist uns gelungen.”

Von Formstärke und Überlegenheit

“Wir wussten, dass heute ein Brocken auf uns zu kommt”, erklärte Jannik Müller nach Spielschluss. Die formstarken Hannoveraner waren mit mächtig Selbstvertrauen und sieben gesammelten Zählern in den letzten drei Partien ans Böllenfalltor gereist. Zudem hatte die qualitativ stark besetzte Mannschaft von 96-Trainer Stefan Leitl vor dem Duell bei den Lilien fast fünf Stunden kein Liga-Gegentor mehr kassiert. Umso bemerkenswerter also, dass am Freitagabend eine deutliche Darmstädter Überlegenheit – und zwar nicht nur in der einstündigen Personananzahl, sondern auch in den Abschluss- und Feldverhältnissen – notiert werden konnte.

Mit insgesamt 58 Prozent Ballbesitz rissen die 98er das Spielgeschehen bereits mit Spielbeginn an sich. Während die Gäste lediglich sechs Torschüsse verzeichneten, waren es auf Seiten der Hausherren ganze 17 an der Zahl. Dabei musste die Truppe vom Böllenfalltor abermals mit einem dezimierten Kader ein Zweitliga-Spiel bestreiten. Die lange Liste verletzter Spieler ist bekannt. Und doch schafft es das Team von Torsten Lieberknecht, sich Immer wieder neu zu erfinden. Auch am 15. Spieltag griffen die Lilien auf ihr großes Repertoire taktischer Kniffe zurück. “Mit einer geänderten Grundformation haben wir sehr gut in die Partie gefunden und gerade im Zentrum sehr aufmerksam das Feld verteidigt”, attestierte der Darmstädter Cheftrainer seinen Mannen eine insgesamt starke Mannschaftsleistung, die in einen verdienten 1:0-Heimsieg mündete.

“Solche Siege sind doch oftmals die schönsten”

So hat der SV Darmstadt 98 nun bereits 32 Zähler auf dem eigenen Punktekonto. Seit insgesamt 14 Ligaspielen in Folge sind die Lilien ohne Niederlage. Länger ungeschlagen am Stück blieben die Südhessen in der 2. Liga nur in den Spielzeiten 2014/15 (16) sowie 1977/78 (15). Gründe für solch eine aktuell wahnsinnige Serie sind vor allem Tugenden wie Geduld und Beharrlichkeit, die die Lilien auch gegen Hannover 96 wieder an den Tag legten. Hinzu kommen die permanente Bereitschaft des gesamten Mannschaftsverbundes, das eigene Tor zu verteidigen, sowie die Fähigkeit, in wichtigen Momenten den entscheidenden Punch in der Offensive zu setzen. Das haben die Lilien gegen die Niedersachsen getan, aber auch bereits in vielen anderen Begegnungen zuvor. Insgesamt sieben seiner neun Saisonsiege holte der SVD mit nur einem Tor Unterschied. Lieberknecht nach dem 1:0-Erfolg gegen Hannover: “Solche Siege sind doch oftmals die schönsten.”

Daran gilt es, in den verbliebenen zwei Begegnungen vor der langen Winterpause anzuknüpfen. “Wir schaffen es aktuell, den Schwung von Woche zu Woche mitzunehmen”, betonte Mehlem. “Jetzt wollen wir auch in Magdeburg punkten”, fügte der Siegtorschütze hinzu. Bevor der Hinrundenabschluss am Sonntag (13.11./13.30 Uhr) zuhause gegen Greuther Fürth ansteht, gastieren die Lilien bereits am Donnerstag (10.11./20.30 Uhr) beim 1. FC Magdeburg. Bei einer Mannschaft, die mit 61,7 Prozent den ligaweit höchsten Ballbesitzanteil aufweist. Eine neue Herausforderung und eine neue Chance, sich abermals Mittel und Wege einfallen zu lassen, um Schlüssel zum Erfolg zu finden. Auch dort in der MDCC-Arena bedarf es also wieder dieser menschlichen Tugenden, um erfolgreich zu sein. Geduld und Beharrlichkeit.

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