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25.01.2024 / Profis

„Die Energie gefällt mir richtig gut“

Seit einer knappen Woche ist Julian Justvan eine Lilie. Und trotz dieses kurzen Zeitraums hat der 25-Jährige schon einiges erlebt. Wir haben mit unserer Nummer 17 sein Debüt, die Torpremiere und die Atmosphäre am Bölle thematisiert. Und auch über die ersten Tage im neuen Umfeld und das anstehende Spiel in Berlin gesprochen.

Foto: Eibner

sv98.de: Julian, von ehemaligen Mitspielern und Weggefährten wirst du „Ju“ gerufen. Hat sich dieser Namen auch hier schon etabliert?

Julian Justvan: Es sind noch einige Namen im Umlauf. (lacht) Der Trainer sagt manchmal JuJu, Fabi Holland nennt mich Jay-Jay, aber ich hoffe, wir einigen uns alle noch auf Ju. So werde ich seit meiner Zeit in Wolfsburg genannt.

Abgesehen vom Namen scheinst du aber keinerlei Eingewöhnungszeit benötigt zu haben. Bist du schon richtig angekommen?

Das Wochenende war natürlich turbulent, da musste alles sehr schnell gehen. Aber ich fühle mich auf jeden Fall sehr wohl und habe bereits eine Bleibe gefunden. Ich bin mit einem guten Gefühl hier angekommen, das hilft mir natürlich auch bei der Arbeit auf dem Platz.

Nach nur einer Einheit folgte direkt die Berufung in die Startelf. Warst du selbst überrascht?

Ein bisschen schon. Ich hatte vor meinem Wechsel natürlich Kontakt zum Trainer, der mir klar gemacht hat, dass er mich haben will und von mir überzeugt ist. Trotzdem ging es nun natürlich sehr schnell, zumal ich die vergangenen Monate wenig gespielt habe und dadurch entsprechend auch Spielpraxis fehlt. Aber ich bin sehr froh darüber, dass er mir sofort das Vertrauen geschenkt hat.

Du hast dann auch die komplette Spielzeit auf dem Feld gestanden und direkt getroffen. Wahrscheinlich hat sich dein Tor nach Spielende noch besser angefühlt als im Moment des Erzielens?

Wir waren gut im Spiel und der Anschlusstreffer war dann weniger Jubel, sondern eher das Signal, dass wir jetzt noch mehr wollen. Ich habe dann noch kurz gezittert, als das Tor nochmal überprüft wurde. Der Treffer hat mir aber auf jeden Fall Energie gegeben für die letzte halbe Stunde und im Nachhinein realisiert man dann erst, was alles passiert ist. Startelf, Tor, Derby – besser geht es kaum.

Foto: Stefan Holtzem

Es war generell dein erstes Bundesliga-Tor. Sicherlich auch ein kleiner Traum, der sich für dich dadurch erfüllt hat…

Definitiv. Das Trikot habe ich mir eingepackt, das wird bei mir aufgehängt. Das war ein Moment, den ich nicht mehr vergessen werde. Darauf bin ich schon stolz und es hilft mir sehr dabei, Selbstvertrauen zu tanken.

Nach deiner Unterschrift hattest du gesagt, dass du dich auf die Lilienfans freust. Wie hast du die Atmosphäre beim Spiel erlebt?

Die war wirklich top. Ich habe ja zuvor schon mit Paderborn hier gespielt und es war als Gegner immer unangenehm, in dieser Atmosphäre zu spielen. Jetzt für die Lilien zu spielen und diese Fans im Rücken zu haben, das ist ein geiles Gefühl.

Mit 12 Kilometern bist du auch direkt am meisten gelaufen. Gehört das schon immer zu deiner Spielweise?

Tatsächlich nicht. (lacht) Ich bin normalerweise eher im Durchschnitt dabei, allerdings hing das jetzt auch mit der Spielweise zusammen. Der Trainer fordert, dass wir im Tempo anlaufen und früh Druck machen. Da macht man mehr Meter als bei einer abwartenden Spielweise. Für mich persönlich sind die 12 Kilometer ein gutes Signal, weil ich eben im vergangenen Halbjahr nicht viel gespielt habe. Natürlich habe ich trainiert, aber die Körner, die man sich im Spiel holt, sind nochmal etwas anderes. Ich habe also gesehen, ich bin fit und kann diese Meter gehen.  

Zudem bist du direkt in zwei Systemen zum Einsatz gekommen, wie schwierig war diese Umstellung in einer neuen Mannschaft?

Grundsätzlich haben mir beide Systeme gefallen, ich denke aber, dass es in diesem Spiel in der zweiten Halbzeit bei allen besser funktioniert hat. Vor der Pause wollten wir hoch anlaufen, haben aber nicht den Zugriff gefunden, den wir uns erhofft haben. Nach der Umstellung wurde es etwas kontrollierter und wir hatten mehr Aktionen nach vorne und sind auch gefährlicher geworden. Und ich persönlich habe dann auch ganz gut mit Matze Bader harmoniert. Dadurch, dass er mich abgesichert hat, konnte ich auch einige Offensiv-Aktionen mehr starten. 

Der Ausgleich fiel dann in der 95. Minute. Du warst zwar erst seit einem Tag eine Lilie, trotzdem war auch bei dir pure Freude zu erkennen. Wie hat sich dieser Moment für dich angefühlt?

So wie das Spiel gelaufen ist, war ich absolut im Fokus und habe mich komplett als Teil dieser Mannschaft gefühlt. Entsprechend groß waren die Emotionen auch bei mir, weil ich einfach froh war, dass wir dieses Tor gemacht haben. Zumal wir es uns auch absolut verdient hatten.

Diese Moral hast du nun im Lilien-Trikot erlebt, es ist noch gar nicht so lange her, da hast du sie als Gegner betrachtet. Beim 3:3 gegen Hoffenheim wurdest du in der Schlussminute für die TSG eingewechselt und hast zuvor drei Mal mit angesehen, wie die Lilien nach Rückstand zurückgekommen sind. Hast du da schon gesehen, dass diese Mannschaft alles für den Klassenerhalt tut?

Das war mir schon vorher bewusst. In dem Spiel hat man aber auf jeden Fall gesehen, dass Darmstadt nicht nur Leidenschaft und Kampf kann, sondern auch guten Fußball spielt. Natürlich habe ich in dem Spiel keine Gedanken an diesen Wechsel gehabt, aber im Nachhinein ist auf jeden Fall einiges bei mir hängen geblieben. Auch deswegen war für mich schnell klar, dass ich diesen Schritt gehen möchte und zeigen will, was in diesem Verein steckt.  

Wenn du hier reinkommst, dann denkst du nicht, dass diese Mannschaft auf Platz 18 steht.

Julian Justvan

Trotzdem steht ihr aktuell mit 11 Punkten auf dem 18. Platz. Was macht dich nach der kurzen Zeit im Verein optimistisch, dass ihr noch über den Strich klettern könnt?

Das komplette Umfeld ist sehr positiv. Die Energie im Training und außerhalb des Platzes gefällt mir richtig gut. Wenn du hier reinkommst, dann denkst du nicht, dass diese Mannschaft auf Platz 18 steht. Natürlich sind wir in jedem Spiel der Underdog, aber wir nehmen diese Rolle an und alle haben den Glauben daran, das große Ziel zu erreichen.

Am Sonntag wartet nun das Auswärtsspiel bei Union Berlin. Worauf wird es dort ankommen?

Bei Union läuft sicherlich auch nicht alles glatt, trotzdem ist es eine sehr leidenschaftliche Mannschaft. Dieses Spiel wird sicherlich nicht nur über das Fußballerische entschieden werden. Wir werden den Kampf dort annehmen müssen, um reinzukommen. Und dann können wir hoffentlich auch mit fußballerischer Klasse überzeugen.

Union ist die Mannschaft mit prozentual dem wenigsten Ballbesitz der Liga, ihr steht in dieser Statistik auf Platz 7. Du bist auch eher ein Freund von Ball am Fuß, oder?

Auf jeden Fall. In Paderborn und Hoffenheim war es ähnlich, ich bin gerne bei Mannschaften, die den Ball haben wollen. Und speziell in der 2. Halbzeit gegen Frankfurt hat man gesehen, dass wir ein gutes Spiel im Ballbesitz haben. Im letzten Drittel fehlt vielleicht noch ein wenig Konsequenz, da können wir noch gefährlicher werden.

Das Hinspiel wurde durch Standards entschieden. Leider nicht zu unseren Gunsten. Du bist ja auch ein Spieler, der für gute Standards bekannt ist. Bereits gegen Frankfurt hast du einige Ecken getreten…

Ich habe die vergangenen Jahre auch immer Ecken und Freistöße getreten, damit fühle ich mich auf jeden Fall wohl. Trotzdem kommt es natürlich auch darauf an, wer auf dem Platz steht und ob die Bälle zum Tor oder weg davon geschlagen werden sollen. Die Trainingswoche hat mir auf jeden Fall dabei geholfen, das Verhalten meiner Mitspieler besser kennenzulernen. Wenn ich genau weiß, wie die Räume besetzt werden, dann kann das sehr gut werden. (grinst) Es hat mich auf jeden Fall gefreut, dass mir die Mitspieler schon gegen Frankfurt dieses Vertrauen geschenkt haben.

Zum Abschluss: Wie laut die Lilien auch auswärts sein können, hast du in Sinsheim bereits erlebt. Wie wichtig wird die Unterstützung auch am Sonntag sein?

Extrem wichtig. Bei unserem Abschlusstraining vor dem Derby haben einige Fans vorbeigeschaut und da habe ich direkt gemerkt, dass nicht nur die Mannschaft Energie hat, sondern auch unsere Fans. Wir brauchen diesen 12. Mann und ich habe schon mitbekommen, dass unsere Anhänger uns immer und überall unterstützen. Es wird ein schweres Spiel und jeder Fan in unserem Rücken wird uns helfen.

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