Lovro Majer. Der Torschütze des einzigen Treffers der Begegnung der Lilien mit dem VfL Wolfsburg ist ein gutes Beispiel dafür. Das Internetportal www.transfermarkt.de weist die Ablösesumme, die der VfL vor der Saison für den kroatischen Nationalspieler zahlte, mit 25 Millionen Euro aus. Das ist deutlich mehr Geld, als der SV 98 in seiner kompletten Vereinsgeschichte in Summe für all seine Neuzugänge ausgab. Man könnte also meinen, es sei logisch, dass ein solcher Spieler in einem Bundesligaspiel am Böllenfalltor den Unterschied macht. 63 Minuten waren im Merck-Stadion gespielt, als eben dieser Majer den ersten richtigen Torschuss seiner Mannschaft prompt in die Maschen setze. „Wir waren einmal unachtsam und gehen dann in den Rückstand“, erklärte Torsten Lieberknecht später angesichts der spielentscheidenden Situation und ergänzte mit Blick auf den Torschützen: „Wenn man vergleicht, wer dort das Tor schießt und wer bei uns versucht hat, ein Tor zu schießen, dann sieht man auch die Unterschiede. Aber damit wollen wir nicht hadern.“
Und trotzdem sind es Spieler wie Majer, die logischerweise die Wahrscheinlichkeit für ihre Farben erhöhen, eine Partie zu gewinnen. Ähnlich wie es eine Überzahlsituation tut. Denn zur Wahrheit und der angestrebten sachlichen Bewertung gehört eben auch, dass der SV 98 mehr als eine Stunde lang mit einem Mann mehr auf dem Feld stand. „Mit Ausnahme der guten Chance für Luca hatten wir nicht wirklich viele Abschlüsse. Und das ist in Überzahl einfach zu wenig“, resümierte daher Marcel Schuhen auf gewohnt ehrliche Art, während Emir Karic konkretisierte: „Wir haben Wolfsburg schon hinten reingedrückt, aber wir haben teilweise nicht schnell genug gespielt, die Box nicht richtig besetzt und vielleicht hat auch die letzte Geilheit gefehlt, den Ball über die Line zu drücken.““
Cheftrainer Lieberknecht nannte es das „fehlende Näschen“, welches seiner Mannschaft in den gefährlichen Situationen in und um den Strafraum abgegangen sei. Die Lilien versuchten bis zum Abpfiff in der 96. Minute alles, doch die kompakten Gäste und Torhüter Koen Casteels verhinderten einen Darmstädter Treffer. „Und trotzdem haben Einstellung und Willen auch heute wieder gestimmt“, hob Schuhen hervor: „Bei uns stimmt diese mentale Ebene absolut. In so einer Phase wird ja häufig nach Einstellung, Willen und Motivation gefragt. Daran liegt es nicht. Wir probieren, machen und tun.“
Auch Lieberknecht schlug in eine ähnliche Kerbe: „Man sieht jede Woche, dass sich die Mannschaft vernünftig präsentiert und eine gute Einstellung mitbringt.“ Zumal die Lilien gegen Wolfsburg auf zahlreiche Akteure verzichten mussten, das Fehlen diverser Stammspieler aber keineswegs als Ausrede nutzen wollten, wie Schuhen und Karic unisono herausstellten.