Christian Streich steht bereits in seinem elften Amtsjahr als Trainer an der Seitenlinie der Breisgauer. „Ich fühle mich mit dem Verein einfach sehr verbunden“, so seine pragmatische Begründung. Und diese besondere Verbindung des heute 58-Jährigen geht weit über seine 10 Jahre als Cheftrainer hinaus.
Mit dem täglichen Besuch auf dem Fußballplatz fing damals alles an. „Vier, fünf Stunden, jeden Tag nach der Schule“, verbrachte Streich in seiner Kindheit auf dem Bolzplatz. Das Spielgerät finanzierte der Bub dabei auf ungewöhnliche Art und Weise: „Bei uns gab es immer Schnecken auf den Speisekarten der Gaststätten. Also haben wir morgens 30 Kilo Schnecken gesammelt und diese dann verkauft. Dafür gab es dann einen Lederball“, erzählt der Trainer im Podcast „Ball you need is love“.
Seine aktive Vereinskarriere als Fußballer startete Streich bei seinem Heimatverein in Eimeldingen und dem nahegelegenen FV Lörrach. 1982 wechselte er zum Freiburger FC, dessen erste Mannschaft gerade aus der 2. Bundesliga abgestiegen war. Der Schritt in den Profi-Fußball sollte ihm dann drei Jahre später bei den Stuttgarter Kickers gelingen. Hier sammelte Streich 21 Einsätze in der 2. Bundesliga, bevor er 1987 beim SC Freiburg unterschrieb und unter anderem Mitspieler von Joachim Löw wurde. Allerdings verbrachte der Mittelfeldspieler nur eine Spielzeit beim Sportclub, bevor ihm mit dem FC 08 Homburg der Aufstieg in die Bundesliga gelang. Eine Saison und zehn Bundesliga-Einsätze später kehrte Streich zurück zum Freiburger FC in die viertklassige Verbandsliga und beendete damit schlussendlich seine Profi-Fußballkarriere.
1995 folgte dann der Beginn einer damals noch unerwarteten Ära, denn Streich stieg beim SC Freiburg als Jugendtrainer ein und übernahm die Rolle des Cheftrainers bei der U19. Gemeinsam mit seinen Mannschaften gewann er dreimal den DFB-Junioren-Vereinspokal und 2008 sogar die deutsche Jugendmeisterschaft. In den Jahren 2007- 2011 attestierte er zusätzlich noch als Co-Trainer unter Robin Dutt bei der Profi-Mannschaft des Sportclubs.
Geplant war diese Trainer-Laufbahn dabei aber ursprünglich gar nicht, denn der gelernte Industriekaufmann holte auf dem zweiten Bildungsweg im Alter von 25 Jahren sein Abitur nach und absolvierte ein Lehramtsstudium in Germanistik, Sport und Geschichte. Doch in einem Interview mit Zeit Online wird klar, warum das Leben an einer Universität für den Breisgauer nicht das Richtige war: „Ich dachte, da gehöre ich nicht hin“, erzählte Streich. Der Anruf aus Freiburg kam dementsprechend genau zur richtigen Zeit.
Seitdem ist die Stadt im Breisgau sein fußballerisches Epizentrum. Zur Saison 2011/12 unterschrieb Streich einen Vertrag als Co-Trainer der ersten Mannschaft, wobei auch die Berufung als Cheftrainer nicht lange auf sich warten ließ, da der damalige Trainer Marcus Sorg aufgrund des ausbleibenden sportlichen Erfolgs zur Winterpause sein Amt aufgeben musste. Nach einem ersten Zögern nahm sich Streich der Sache an und bewahrte den Club vor dem drohenden Abstieg. Bis zum heutigen Tag ist er nun Trainer des Sportclubs und damit der Dienstälteste in der Bundesliga. „Es ist schön, dass wir nach wie vor gerne ins Trainerbüro kommen“, sagt Streich auch heute trotz der langen Zeit in Freiburg. „Die Konstellation hier ist besonders und es ist mir eine Freude, gemeinsam mit meinen Trainerkollegen bei diesem Verein weiter arbeiten zu können“, so der Trainer in einem Gespräch mit der Südwest Presse.
Christian Streich? Bundesweit längst Kult. Seine Ehrlichkeit und Direktheit, kombiniert mit seinem Dialekt zeichnen Streich definitv aus. Freiburg und Christian Streich? Eine besondere Liason und ein Aushängeschild für den Verein. Eine außergewöhnliche Geschichte, geprägt von Momenten, wie den Abstieg 2014/15, den direkten Wiederaufstieg und Qualifikationen für die Europa League.
Eine besondere Geschichte im sonst oft turbulenten Profifußball.