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18.09.2023 / Profis

Schlüsselszene

Als die Wiederholung der Schlüsselszene über die Bildschirme in der Mixed-Zone des Merck-Stadions flimmerte, waren unzählige Augenpaare auf die Mattscheiben gerichtet. Denn natürlich drehte sich nach Abpfiff alles um die Entscheidung in der 49. Minute, den Elfmeter und Platzverweis gegen die Lilien, die Doppelbestrafung, die nach VAR-Eingriff ausgesprochen wurde. Ein Moment, der für ewige Diskussionen und Gesprächsstoff sorgte und damit auch so viel Aufmerksamkeit auf sich zog, dass viele andere Aspekte eines denkwürdigen Spiels zu kurz kamen.

Foto: Imago/Gawlik

„Die Überzahl hat alles verändert“, bilanzierte dann auch Gäste-Trainer Gerardo Seoane auf der Pressekonferenz nach Spielende, nachdem er zuvor bereits im Interview mit DAZN bemerkenswert ehrlich erklärt hatte: „In Gleichzahl hätten wir wohl keine Chance gehabt, noch einmal zurückzukommen.“

Die Szene des Spiels war ein weiterer Beweis dafür, dass die jahrelange Krux mit der Bewertung von Handspielen keinen Deut an Aktualität eingebüßt hat. Matej Maglica war in diesem Fall der Leidtragende des schwammigen Regelwerks, welches dem Schiedsrichter keine klare Handhabe für Situation wie die gestrige gibt. Zunächst sah alles nach einem ganz normalen Zweikampf aus: Maglica Seite an Seite mit dem Gladbacher Tomas Cvancara im Laufduell, der Fohlen-Stürmer kommt schlussendlich zum Abschluss, scheitert aber an Marcel Schuhen, der auch den folgenden Nachschuss bravourös entschärfte. Lauter Jubel am Bölle, das Spiel läuft weiter, alles Gut aus Sicht der Lilien. Bis der VAR einschritt und Schiedsrichter Timo Gerach auf ein vermeintliches Handspiel Maglicas aufmerksam macht. Gerach sah sich die Szene an und entschied im Nachgang nicht nur auf Strafstoß für die Gäste, sondern auch auf einen Platzverweis für den sichtlich fassungslosen Maglica.

Viel Auslegungssache

Der Unparteiische gab später an, anhand der Bilder „ein klares Handspiel, eine Wisch-Bewegung“ Maglicas erkannt zu haben, die gleichzeitig eine „klare Torchance“ der Gladbacher verhinderte. Ein Szenario, das laut Regel mit Elfmeter und Rot bestraft werden soll. Womit wir wieder bei der Schwammigkeit wären. Zunächst brauchte es zahlreiche Wiederholungen, um überhaupt ein vermeintliches Handspiel Maglicas erahnen zu können, eine „Wisch-Bewegung“ war keiner der Einstellungen eindeutig zu entnehmen. Dass Gladbachs Cvancara der Ball bei der Annahme zunächst versprang und er im Nachgang trotzdem frei vor Schuhen zum Abschluss kam, spricht zudem gegen die erwähnte „Verhinderung der Torchance“, die sich ohne das vermeintliche Handspiel wohl genau in diesem Maße ergeben hätte. Viel Auslegungssache also für eine Entscheidung, die den kompletten Spielverlauf auf den Kopf stellte.

Wir haben eine fantastische erste Halbzeit gespielt

Torsten Lieberknecht, Cheftrainer des SV 98

Womit wir bei den Dingen wären, die aufgrund der 49. Minute im Nachgang zu kurz kamen. Beispielsweise den Auftritt des SV 98 im ersten Durchgang: „Wir haben eine fantastische erste Halbzeit gespielt“, so Torsten Lieberknecht, dessen Mannschaft vor dem Seitenwechsel ein wahres Feuerwerk auf den Rasen brannte, 3:0 führte und dabei weitere Treffer sogar liegen ließ. „Es war unglaublich, welche Wucht und Dynamik wir auf den Platz gebracht haben“, resümierte Fabian Holland, der auch einen Einblick in die Vorgaben vor Anpfiff gab: „Wir wollten respektloser und ekliger als in den letzten Spielen sein.“ Ein Vorhaben, das absolut gelang. Dazu gesellten sich viele gute spielerische Momente, starke Standards und eine enormen Zweikampfstärke. Eine nahezu perfekte Halbzeit. „Mit dem Elfmeter und der Roten Karte dreht sich dann das Spiel“, betonte auch Holland, den allerdings eine andere Szene noch stärker beschäftigte: „Mich persönlich ärgert es am meisten, dass ich die Chance zum 4:3 habe liegen lassen.“ Im direkten Anschluss an das 3:3 hatte der Kapitän eine erneute Lilien-Führung auf dem Kopf, den Ball aber knapp am langen Pfosten vorbeigesetzt. Eine Szene, die Lieberknecht später als symbolisch für den absoluten Siegeswillen seines Teams bezeichnet, die gleichzeitig aber sinnbildlich für das packende Auf und Ab am Böllenfalltor stand, das Holland passend zusammenfasste: „Es war einfach ein wildes Spiel.“

Freitag geht es weiter

Im Endeffekt blieb es bei der Punkteteilung, die den Lilien ihren ersten Zähler in der laufenden Saison bescherte. Auch so eine Tatsache, die am Sonntagabend kaum thematisiert wurde, dem SV 98 aber zeigt, dass er nicht nur mithalten, sondern auch punkten kann. Eine Erkenntnis, mit der die Südhessen bereits am Montag in die Vorbereitung auf den nächsten Gegner starteten. Schon am Freitag wartet das Gastspiel beim VfB Stuttgart. Und die Hoffnung, sich im Anschluss ausschließlich über fußballerische Momente unterhalten zu können.  

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