„Für mein großes Ziel, Profifußballer zu werden, habe ich alles gegeben. Während meine Freunde damals abends in den Club gingen, übte ich mit meinem Vater im Garten das Passspiel. Das hat im Alter von 15, 16 Jahren wehgetan und ich habe damals viele Freunde verloren“, erinnerte sich Ridle Baku an seine Wegbereitung für eine Karriere im Profifußball im Gespräch mit „Autostadt stories“. Doch die Anstrengungen beim Training mit seinem Vater haben sich gelohnt. Heute ist er als vielseitiger Anpassungskünstler auf der rechten Außenbahn aus dem Wolfsburger Spiel nicht mehr wegzudenken.
Bote Nzuzi Baku wuchs gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Makana Baku unter einem „fußballverrückten“ Vater auf, wie er der Süddeutschen Zeitung einst verriet. Insbesondere war sein Vater fasziniert von Karl-Heinz Riedle und Rudi Völler. Daher entschied er sich, seine beiden Söhne einfach Ridle und Rudi zu nennen – und so entstand ein Spitzname. Den Namen „Ridle“ ließ sich Bote Nzuzi Baku vor einigen Jahren sogar offiziell in seinen Personalausweis eintragen.
Der 25-Jährige ist ein bodenständiger, selbstreflektierter Typ, der fernab von sportlichen Träumen den Fußball und die Reichweite nutzen möchte, um sich zu engagieren, wie er einst gegenüber dem Magazin-Portal Stadtglanz bekräftigte: „Ich möchte mich nicht nur als Fußballspieler weiterentwickeln, sondern auch als Mensch. Ich möchte zeigen, dass ich nicht nur Fußball spielen, sondern auch anderen Menschen helfen und positive Veränderung bewirken kann. Das ist ein Weg, den ich einschlagen will.“
Aus diesem Grund engagiert sich Ridle Baku auch als Botschafter für die Stiftung „Fußball trifft Kultur“, die die soziale Kraft des Fußballs mit Förderunterricht an Schulen verknüpft. Als Kind, das mit sechs Geschwistern aufwuchs, kann Baku aus eigener Erfahrung sprechen. Seine Familie ist sein größter Rückhalt. „Es gab Zeiten, in denen meine Brüder und ich bei drei verschiedenen Vereinen spielten, und mein Vater musste schauen, wie wir alle wieder nach Hause kommen. Da musste auch das ein oder andere Mal meine Schwester einspringen“, gestand er im Podcast mit Say Less: „Ich bin meinen Geschwistern auch unfassbar dankbar, dass sie ihre eigene Zeit für mich geopfert haben, nur damit ich zum Training gehen konnte.“
Der deutsch-kongolesische Fußballspieler verbrachte seine gesamte Jugend beim 1. FSV Mainz 05. Unter Trainer Sandro Schwarz gelang ihm der finale Schritt in den Profi-Fußball und damit in die Bundesliga. Die Mainzer steckten damals, 2018 war das, tief im Abstiegskampf fest und mussten einige Personalausfälle verkraften, die dem jungen Baku jedoch zu seinem Glück verhelfen sollten. Als der Anruf des Cheftrainers kam, befand sich Baku gerade auf dem Weg zum Spiel der U23, wurde dann spontan an einer Raststätte an der A5 rausgelassen und vom sich auf dem Weg nach Leipzig befindlichen Mannschaftsbus der Profis eingesammelt. So kam es, dass sich Baku plötzlich in der Mainzer Mittelfeldzentrale neben Nigel De Jong wiederfand, sogar ein Tor schoss und Mainz mit drei Punkten wieder nach Hause fuhr. Eine Woche später traf Baku erneut, damals vor 82.000 Zuschauern in Dortmund. Für Mainz bedeutete das den Klassenerhalt. Und für den damals 18-Jährigen war der Schritt in den Profi-Fußball geschafft.
Wie es der Zufall wollte, sollte Ridle Baku auch zwei Jahre später erneut von personellen Ausfällen profitieren. Im Jahr 2020 wechselte der gebürtige Mainzer zu den Wölfen nach Niedersachsen. Nach einigen Spielen beim VfL folgte überraschend die Nominierung für die DFB-Auswahl. Jogi Löw fehlten zu diesem Zeitpunkt einige Spieler, weshalb Baku nachberufen wurde und gegen Tschechien sein Debüt im Trikot der deutschen Nationalmannschaft absolvieren durfte. Und der Rest? Geschichte. Als Botschafter, U21-Europameister, viermaliger A-Nationalspieler und Stammkraft bei den Wölfen befindet sich Ridle Baku im besten Fußballeralter auf aufsteigendem Ast.