Wie sagt man so schön? Der passt wie die Faust aufs Auge. Eine Aussage, die die Fans des 1. FC Köln über ihren aktuellen Cheftrainer Steffen Baumgart wohl unterschreiben würden. In Köln gilt der 51-Jährige nämlich durchaus als eine Art Kultfigur. Doch wie genau hat man sich den gebürtigen Rostocker an der Seitenlinie vorzustellen?
Outfit-technisch gestaltet sich das ganze recht simpel, allerdings mit hohem Wiedererkennungswert. Denn egal, welche Temperaturen draußen herrschen – ob es regnet, schneit oder die Sonne scheint: Baumgart hat stets ein Kurzarm-Polo an. Gegenüber dem Kölner Stadtanzeiger sagte er dazu nur: „Ich habe auch schon eine Jacke am Spielfeldrand getragen, aber die hat meine Beweglichkeit eingeschränkt.“ An Spieltagen trägt er dazu oftmals eine graue Schiebermütze auf dem Kopf. Eine Mütze, die einst sogar für Lieferengpässe im Kölner Fanshop sorgte. Dem Express verriet Baumgart in einem Gespräch: „Ich habe gesehen, dass der Verein eine im Katalog hat und gesagt: Die trag ich! Ich ziehe die Mützen auch privat ganz gerne auf, habe zuhause sechs, sieben Schiebermützen – sogar welche mit Ohrenschützern.“
In jeder Hinsicht ein besonderer Trainertyp also, der schon im Verlauf seiner Spielerkarriere stets seinen eigenen Kopf hatte. Baumgart kickte unter anderem für Hansa Rostock, Union Berlin, den VfL Wolfsburg oder den 1. FC Magdeburg. „Ich glaube schon, dass ich ein Spieler war, der nicht immer alles richtig gemacht und auch nicht immer „Ja und Amen“ gesagt hat“, berichtete er schmunzelnd im ZDF-Sportstudio. Wurde ein Verbot ausgesprochen, brach er es gerne mal. „Es wurde einst gesagt, wir dürften keinen Motorrad-Führerschein machen. Da habe ich mit 30 meinen Führerschein gemacht und bin mit dem Motorrad vor die Kabine gefahren“, lacht Baumgart.
Später als Cheftrainer coachte er unter anderem den SC Paderborn, stieg mit den Ostwestfalen in die Bundesliga auf und wechselte zur Saison 2021/22 in die Domstadt. Gleich in seinem ersten Jahr führte er den Effzeh gar auf Platz sieben und damit ins internationale Geschäft. Nach Rang elf in der vergangenen Saison stehen die Kölner aktuell auf dem letzten Tabellenplatz. Doch seine Art in der Coachingzone hat Baumgart über die Jahre nie verändert. Er ist emotional und lautstark, stets aktiv am Kommunizieren und das ohne Pause. „Ich wollte immer der Trainer sein, den ich selbst gern gehabt hätte“, sagte er im Sportstudio und erklärte: „Ich will gar nicht ruhiger sein. Ich habe das Gefühl, dass ich der Mannschaft so helfe und mir selber auch. Es ist mir egal, was andere davon halten, ich bin so und werde auch immer so sein.“ Es ist diese unkonventionelle Art des Fußball-Betreuens, die der Köln-Trainer an den Tag legt. Mit mentalem Vollkontakt ist er mit Haut und Haaren in seinem Coaching-Element, ohne neben all der Taktik und Emotionen den Faktor Spaß zu vernachlässigen. Auch seine Spielidee – basierend auf hoher Intensität, hohem Verteidigen, Pressing und konsequentem Flügelspiel – wird von seinen Spielern angenommen. In brenzligen Situationen haben Baumgart und der 1. FC Köln es bislang immer wieder geschafft, in den entscheidenden Spielen den Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
Es bleibt abzuwarten, wie sich der 1. FC Köln am Freitagabend gegen die Lilien präsentiert. Und obwohl Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt angesagt sind, wird Steffen Baumgart mit hoher Wahrscheinlichkeit im Kurzarm-Polo im Merck-Stadion am Böllenfalltor an der Seitenlinie stehen.