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01.05.2023 / Profis

Blick aufs Wesentliche

„Ich habe eine sehr konzentrierte Darmstädter Mannschaft gesehen, die ihren Job erledigt hat.“ Der Satz, mit dem Torsten Lieberknecht sein Statement auf der Pressekonferenz nach Spielende begann, war kein spektakulärer. Aussagekräftig war er aber in jedem Fall. Denn das 3:0 der Lilien in Kiel lieferte einen weiteren Beweis für die Stärke des SV 98. Fußballerisch, aber insbesondere auch mental. Erneut gelang es den Südhessen, alle Nebengeräusche auszublenden und sich darauf zu fokussieren, was wirklich zählt: den angesprochenen Job zu erledigen.

Lilien feiern den Sieg in Kiel
Foto: Stefan Holtzem

Bereits im Vorfeld der Begegnung hatte sich Lieberknecht überrascht gezeigt, als er darauf aufmerksam gemacht wurde, dass seine Mannschaft bei einem Erfolg in Kiel die Saison mindestens auf dem dritten Tabellenplatz beenden würde. „Das ist neu für mich und zeigt, dass wir an solche Dinge null denken“, hatte der Cheftrainer auf diese Information geantwortet und sie im Nachgang auch sicherlich nicht in die eigene Spielvorbereitung eingebaut.

"War egal, was die anderen gemacht haben"

Das Bewusstsein für die hervorragende Ausgangsposition? Klar, das besitzt man auch in Darmstadt. Aber der Blick nach links oder rechts? Er existiert nicht. Beispiel gefällig? Als der Hamburger SV am Samstagmittag in Magdeburg antrat, verfolgten die Lilien-Kicker die Begegnung nicht etwa am Fernseher. Nein, sie boardeten den Flug Richtung Norden, bereit, um die nächste Aufgabe zu erledigen. „Uns war egal, was die anderen gemacht haben: Wir wollten heute unser Spiel spielen und es gewinnen“, erklärte dann auch Marcel Schuhen nach Abpfiff angesichts der Frage, welche Rolle die Ergebnisse der Heidenheimer und des HSV in der eigenen Spielvorbereitung gespielt hätten. Keine Rechenspiele, stattdessen Fokus auf die eigenen Spiele: „Man kann immer nur das beeinflussen, was man selber tut.“

Gute Charaktere und Persönlichkeiten

Und was die Lilien in Kiel taten, war aller Ehren wert. Von Beginn an zeigten sie sich griffig in den Zweikämpfen und schnörkellos auf dem Weg nach vorne. Die Halbzeitführung von 2:0 war die logische Konsequenz, der dritte Treffer kurz nach dem Seitenwechsel die Vorentscheidung.

„Aus meiner Sicht hatten wir zum ersten Mal in dieser Saison überhaupt keine Chance“, resümierte Kiel-Coach Marcel Rapp nach der Partie. Ein erfrischend ehrliches Eingeständnis und gleichzeitig das wohl größtmögliche Kompliment für den SV 98. „Wir wollen jedes Spiel gewinnen“, so Schuhen zum Thema Erfolgsrezept, bevor er anfügte: „Und das sieht man. Wir werfen uns in jeden Ball rein, wir wollen vorne jeden Ball über die Linie bringen, wir haben eine unheimlich intensive Kommunikation auf dem Platz.“

Details, die auch Christoph Zimmermann hervorhob: „Wir sind in dem entscheidenden Momente da gewesen. Und immer konzentriert geblieben. In dieser Mannschaft haben wir die Typen, die stolz darauf sind, 3:0 zu gewinnen und eben nicht 3:1. Deswegen gilt in bis zum Abpfiff höchste Alarmstufe und Bereitschaft.“

Zudem lobte der Abwehrhüne einmal mehr das Kollektiv, das den SV 98 über den kompletten Saisonverlauf auszeichnet: „Wir haben sehr gute Charaktere und Persönlichkeiten in unseren Reihen. Ohne das und ohne diesen Zusammenhalt, geht es nicht.“

"Noch keine Saison ist nach 30 von 34 Spieltagen geendet"

Christoph Zimmermann

Der nächste Job wartet

Angesichts der drei Punkte, die an diesem Sonntag auf das Konto der Südhessen wanderten, kamen die Medienvertreter dann natürlich auch wieder auf den Fakt zu sprechen, dass Zimmermann und Co. diese Spielzeit mindestens auf Platz drei beenden werden. „Es ist eine Situation, die man sich vor der Saison nicht einmal erträumt hätte“, so „Zimbo“, um Lilien-like sofort zu ergänzen: „Aber noch keine Saison ist nach 30 von 34 Spieltagen geendet. Egal, wie gut es aktuell aussieht, wir müssen weitermachen.“

Es ist auch diese Art des Ehrgeizes und des sofortigen Besinnens auf die nächste Aufgabe, die Lieberknechts Mannschaft dorthin gebracht hat, wo sie steht. Und es ist immer wieder bemerkenswert, mit welcher Nüchternheit die Akteure auch im Glücksgefühl des Erfolgs ihre Lage einordnen: „Und es sind noch zwölf Punkte zu vergeben und im Fußball kann alles passieren. Deswegen sind wir sehr froh über den heutigen Sieg, aber mehr auch nicht.“ Mit diesen Sätzen gab Schuhen bereits die Marschroute für die kommende Woche vor. Es ist kein Unken, sondern einer Erfolgsfaktoren für die Leistungen des SV 98 in der laufenden Saison. Kein Augen-verschließen, sondern ein Fokus-beibehalten. Am Samstagabend gastiert der FC St. Pauli im Merck-Stadion. Das beste Team der Rückrunde. Und allein deshalb sicherlich ein Job, der allerhöchste Konzentration einfordern wird.

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