www.sv98.de: Hallo Herr Kopilas! Seit Anfang der Rückrunde spielen Sie nun für den RWE. Erfurt ist nach über acht Jahren Ihre erste Profistation außerhalb von Hessen. Wie schwer fiel es Ihnen, Freunde und Heimat hinter sich zu lassen und sich für einen neuen Lebensweg zu entscheiden?
Marko Kopilas: Natürlich fiel mir der Abschied aus Hessen nicht leicht, da diese acht Jahre eine lange und schöne Zeit waren. Zumal ich in dieser Zeit viele Freunde gefunden habe.
Am 15. Spieltag machten Sie Ihr erstes Spiel für Ihren neuen Verein. Damals lag der RWE noch auf Platz 19 und war akut abstiegsgefährdet. Bis zum Spiel am letzten Dienstag gegen Borussia Dortmund II war Rot-Weiß Erfurt sieben Spiele lang ungeschlagen und spielt eine klasse Rückrunde: Mit 25 gewonnen Punkten in der Rückserie hat es die Mannschaft geschafft, sich eine sehr gute Ausgangsposition im Abstiegskampf zu erarbeiten. Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe hierfür?
Der Hauptgrund liegt darin, dass die Mannschaft ein großes Wir-Gefühl entwickelt hat. Jeder Spieler hat sich dem Ziel Klassenerhalt untergeordnet. Das hat sich auf dem Spielfeld widergespiegelt. Jeder Spieler hat für den anderen gekämpft. Jetzt brauchen wir noch einen Punkt, um unseren Drittligaverbleib auch rechnerisch zu sichern.
Ihr zweites Spiel für Erfurt führte Sie zurück ans Stadion am Böllenfalltor. Welche Gefühle haben Sie damals begleitet, als Sie das erste Mal nach Ihrer Zeit bei den Lilien in diesem Stadion auflaufen konnten?
Ich war zwar nicht lange beim SV 98, aber trotzdem war es komisch, sich in der Gästekabine umzuziehen. Damals stand ich erst eine Woche bei Rot-Weiß Erfurt unter Vertrag -und kam in Darmstadt die letzten fünf Minuten zum Einsatz, um das 1:0 und den damit resultierenden Sieg zu sichern.
Sie haben sicherlich die Entwicklung der Lilien im Laufe dieser Saison verfolgt. Wie sehr sind Sie persönlich noch mit unserer Mannschaft verbunden? Gibt es noch Freundschaften, die Sie nach Darmstadt pflegen?
Bei Darmstadt hat sich im Vergleich zur Vorrunde viel getan. Sie haben mit Herrn Schuster einen neuen Trainer eingestellt und fast Ihre komplette Defensive neu formiert. Die letzten Spiele gegen den OFC und den Karlsruher SC habe ich online bzw. vor dem Fernseher verfolgt. Da hat Darmstadt defensiv kompakt gestanden und nur wenige Torchancen zugelassen.
Natürlich pflege ich noch regen Kontakt zu einzelnen Spielern. Meistens über unsere Whatsapp-Gruppe, die aus einzelnen Ehemaligen sowie aktuellen Spielern besteht.
Nun kommt es am nächsten Samstag erneut zum Aufeinandertreffen zwischen Erfurt und Darmstadt. Wie schätzen Sie dieses Spiel ein und was erwarten Sie von den Lilien?
Am Samstag erwarte ich ein echtes Kampfspiel. Für beide Mannschaften geht es um den Klassenerhalt.
Seit nunmehr fast zehn Jahren stehen Sie nun im Rampenlicht des Fußballs und haben viele Höhen und Tiefen miterleben dürfen. Der Höhepunkt Ihrer Laufbahn dürfte die Zweitliga-Saison mit dem SV Wehen Wiesbaden gewesen sein. Was tun Sie persönlich dafür, um in einer ruhigen Minute auch einmal abschalten zu können und was sind Ihre Hobbys?
Fernab vom Fußball ist meine Familie -insbesondere meine Tochter Mia -an erster Stelle. Sie bringt mich immer zum Lachen und verhilft mir so, auch mal vom Fußball abzuschalten und die Sorgen des Alltags zu vergessen.
2002 wurden Sie erstmals für die kroatischen U-20 Nationalmannschaft nominiert. Was war das für ein Gefühl, für sein Heimatland auflaufen zu dürfen und wie stark sind Sie heute noch mit Kroatien verbunden?
Das erste Spiel für die kroatische U20 war natürlich ein ganz besonderes Spiel. Ich habe mich damals über die Einladung gefreut. Damit ist einer meiner fußballerischen Träume in Erfüllung gegangen.
Meine Verbundenheit zu Kroatien ist groß. Ich verbringe meine Sommerurlaube in Kroatien, überwiegend an der Adria und nutze die Zeit unter anderem auch, um meine zahlreiche Verwandtschaft zu besuchen.
Bevor Sie Anfang 2012 zu den Lilien gewechselt sind, spielten Sie auch mit dem Gedanken, ins Ausland zu wechseln. Bereuen Sie es -aus heutiger Sicht -damals diesen Schritt nicht gewagt zu haben?
Im Leben darf man keine Entscheidungen bereuen. Natürlich hat es mich immer gereizt, im Ausland Fußball zu spielen, um auch weitere und vor allem besondere Lebenserfahrungen zu sammeln. Aber wenn ich an meine Familie und an meine Tochter denke, war es der richtige Schritt, in Deutschland zu bleiben und auch nach Erfurt zu wechseln.
Im Juli diesen Jahres werden Sie 30 Jahre alt. Macht man sich in diesem Alter bereits darüber Gedanken, wie das Leben nach der Profikarriere aussehen könnte?
Über dieses Thema habe ich mir bereits vor der Profikarriere Gedanken gemacht. Mir war es wichtig, eine abgeschlossene Ausbildung zum Bankkaufmann zu haben. Aktuell versucht man, alte Kontakte zu pflegen und neue aufzubauen, die einem nach dem Fußball eventuell weitere Türen öffnen könnten. Auch auf diese Zeit bin ich sehr gespannt.
Anfang des Jahres gewann der Erfurter Stadionmoderator Lars Sänger bei "Wer wird Millionär" auf RTL 16.000 Euro. Haben Sie die Sendung live im Fernsehen gesehen, und wie hat das Team auf diesen Gewinn reagiert?
Leider habe ich die Sendung damals nicht angeschaut. In der Kabine hat es natürlich schnell die Runde gemacht, dass Lars Sänger bei Herrn Jauch zu Gast war. Leider hat er die Million nicht geknackt, trotzdem kann er mit seinem Gewinn zufrieden sein. Die Mannschaft hätte ihm gerne den Hauptgewinn gegönnt.
Vielen herzlichen Dank, Marko Kopilas, für das angenehme und ausführliche Interview. [CS]