Das Lieblingsteam von Thomas Tuchel? Wer jetzt beispielsweise an Mainz, seine erste Bundesliga-Station als Trainer, denkt oder an Augsburg und Stuttgart, die in der Nähe seines Geburtsortes Krumbach liegen, irrt sich. In der Kindheit des Coaches waren ganz andere Vereine präsent: „Gladbach und Werder waren meine Teams in der Jugend und als Kind“, erzählt Tuchel auf einer PK. Beide Mannschaften konnten Bayern damals am ehesten Paroli bieten. „Gladbach war familiär vorgegeben. Da gab es keine Wahl. Werder war immer Spektakel“, berichtet Tuchel über seine Beweggründe. Die großen Partien, Spielzüge und Tore spielte der kleine Thomas dann im Garten nach.
Dem Taktikfuchs war jedoch selbst keine lange Profi-Karriere vergönnt. Bereits im Alter von 24 musste der gebürtige Krumbacher seine Fußballschuhe an den Nagel hängen. Ein Knorpelschaden im Knie und Probleme an der Patellasehne zwangen Tuchel zum vorzeitigen Karriereende. Was erstmal wie ein Rückschlag aussah, sollte sich in den Folgejahren als Glück entpuppen. Bestärkt durch seinen damaligen Trainer Ralf Rangnick nahm Tuchel seine Trainertätigkeiten auf und kam über Stationen in Augsburg und Stuttgart schließlich an den Mainzer Bruchweg.
Hier gelang dem akribisch arbeitenden und ehrgeizigen Tuchel der Durchbruch. Mit der Mainzer A-Jugend und Spielern wie André Schürrle, Jan Kirchhoff oder Stefan Bell gewann er in seinem zweiten Jahr die Meisterschaft. „Er verlangt viel. Aber er gibt auch viel, wenn man sich zu einhundert Prozent der Sache verschreibt“, sagte Schürrle damals in einem kicker-Interview. In Mainz und in Dortmund trat er dann jeweils in die großen Fußstapfen von Jürgen Klopp, ehe es ihn ins Ausland zu Paris St. Germain zog. Auf die französische Hauptstadt folgte die englische – London, Chelsea. Und mit dem Sieg der Champions League mit den Blues stieg Tuchel endgültig zum Spitzentrainer auf. Im Rekordtempo formte er die junge und zusammengekaufte Chelsea-Truppe zu einer disziplinierten und funktionierenden Einheit. 2021 wurde er zum FIFA-Welttrainer des Jahres gewählt.
Nun ist es kaum ein Jahr her, da wurde Thomas Tuchel bei den Bayern vorgestellt. Voller Tatkraft und Vorfreude präsentierte sich der Schwabe hinsichtlich seiner neuen Aufgabe. Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic begrüßten den mittlerweile 50-Jährigen. „Wir sind froh, dass er da ist und haben große Hoffnungen, dass wir in den nächsten Jahren Erfolg haben werden“, hoffte Salihamidzic damals. Die Bayern-Bosse sind bereits weg und auch Tuchels Tage sind gezählt. Zum Ende der aktuellen Saison gehen er und der Rekordmeister getrennte Wege. Schied man letzte Saison vorzeitig in der Königsklasse und im DFB-Pokal aus und konnte dem BVB nur mit Glück und in letzter Sekunde noch die Meisterschale entreißen, so bietet sich in dieser Spielzeit ein ähnliches Bild. Zehn Punkte Rückstand auf den Liga-Primus aus Leverkusen, im Pokal nicht mehr vertreten. Einzige Hoffnung: die Champions League, in der die Münchner dank eines 3:0-Heimerfolgs über Lazio Rom das Viertelfinale erreicht haben. Der FC Bayern und Thomas Tuchel – was so hoffnungsvoll begann, findet bald schon wieder ein Ende.