Der VfB Stuttgart war am Ende. Nicht nur sportlich, sondern auch tabellarisch gesehen. Nach einer 0:3-Auswärtspleite bei Union Berlin lagen die Schwaben in der vergangenen Saison nach dem 26. Spieltag mit fünf Punkten Rückstand zum rettenden Ufer auf dem letzten Tabellenplatz. Mit Sebastian Hoeneß kam damals der vierte Trainer in der laufenden Spielzeit. Er folgte auf Pellegrino Matarazzo, Interimscoach Michael Wimmer und Bruno Labbadia – und trat ein schweres Erbe an. Doch der gebürtige Münchener führte seine neue Mannschaft von Platz 18 in die Relegation, in der man sich mit 3:0 und 3:1 souverän gegen den Hamburger SV behauptete und so die Klasse hielt – dank Retter Hoeneß.
Der mittlerweile 41-Jährige blickt nicht unbedingt auf eine glorreiche Vergangenheit als Spieler zurück. Dafür sah Hoeneß hauptsächlich einen Faktor ausschlaggebend: „In erster Linie lag es daran, dass ich einen Tick zu oft verletzt war. Das fing schon beim VfB an. Ich habe drei Jahre hier gespielt und davon wohl die Hälfte nicht trainiert und gespielt. Unter anderem wegen drei Leistenoperationen, Rückenproblemen und einem Patellaspitzensyndrom samt Operation. Mein Körper war anscheinend nicht für den Hochleistungssport geeignet“, erzählte er in einem kicker-Interview. Nun aber sorgt er als Dirigent an der Seitenlinie für Furore. Unter seiner Leitung sammelte Stuttgart in 37 Partien durchschnittlich zwei Punkte pro Spiel.
Als Trainer debütierte Hoeneß bei der U19 von Zehlendorf und kam über Stationen bei Leipzig, Bayern und Hoffenheim schließlich zum VfB. Er lernte von den Großen der Trainerlandschaft und hospitierte bei Pep Guardiola, Thomas Tuchel, Huub Stevens und Roberto de Zerbi. „Ein Stück weit haben wir die Art und Weise, wie wir spielen, nochmal verfeinert und haben dann mit jedem Sieg ein bisschen mehr Selbstvertrauen getankt und sind in einen Lauf reingekommen“, analysierte Hoeneß zum Jahresbeginn die Entwicklung seiner Mannschaft in einem SWR-Interview. Der Coach verfolgt einen spielerischen und ballbesitzorientierten Ansatz. „Er hat eine klare Spielidee“, fand auch der aufgeblühte Torjäger Deniz Undav lobende Worte für seinen Trainer. Dieser hat nach dem 3:1 gegen Mainz am vergangenen Wochenende und der Festigung des dritten Tabellenplatzes noch eine weitere Stärke ausgemacht: „Wir drehen sowohl bei Siegen als auch bei Niederlagen nicht durch. Es macht uns stark, auf dem Boden zu bleiben und demütig zu sein.“ Etwas, was Cheftrainer Sebastian Hoeneß stets von seinen Schützlingen einfordert.