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09.03.2024 / Profis

Diesmal standhaft geblieben

Groß prangte die Schrift auf Torsten Lieberknechts Pullover. „L’Union fait la force“ stand auf dem dunkelblauen Oberteil, welches der Cheftrainer der Lilien am Samstagnachmittag trug. Während der 90 Minuten in Leipzig und auch auf der anschließenden Pressekonferenz. Übersetzen ließe sich dieser französische Satz mit „Gemeinsam sind wir stark“. Ob es eine bewusste Klamottenwahl des 50-Jährigen war? Nicht endgültig aufzulösen. Und doch passt der Satz dieser Tage besonders gut zu den Lilien.

Foto: SV 98

Schließlich galt es, vor allem nach diesem sportlichen Albtraum-Samstag gegen den FC Augsburg, sich als Einheit zu präsentieren. Haltung zu zeigen, stabil zu bleiben. Nicht wieder eine Darbietung an den Tag zu legen, die von gleich so zahlreichen individuellen Blackouts geprägt war. Gegen den amtierenden Pokalsieger schwante vielen Zuschauern Böses, als es bereits nach wenigen Minuten 0:1 aus Liliensicht stand. Doch der SV 98 schlug sich diesmal wacker, ging eben nicht unter. Sondern wehrte sich standhaft. Als geschlossenes Gefüge, das diesmal eben nicht in seine Einzelteile zerfiel.

Ja, nach der 0:6-Niederlage gegen die Fuggerstädter im heimischen Merck-Stadion am Böllenfalltor verloren die Südhessen auch das Duell mit den Sachsen am 25. Bundesliga-Spieltag. Der Partie in der sächsischen Großstadt ging allerdings keine einfache Woche voraus. Schließlich galt es, diesen rabenschwarzen Tag gegen den FCA erst einmal zu verdauen sowie dann wieder aufzustehen und weiterzumachen. Dazu gehörte auch, sich als Mannschaft zusammenzusetzen – klar anzusprechen, was es braucht, um einen solchen Tag nicht ein zweites Mal durchleben zu müssen. „In so einer Situation muss man eben auch mal die ekligen Sachen ansprechen“, sagte Tobias Kempe über die ihm zufolge aber sehr positiven und nach vorne gerichteten Gespräche unter der Woche.

Unter dem Strich steht leider eine weitere Niederlage, aber es war zu erkennen, dass wir die Köpfe nach der vergangenen Woche nicht haben hängen lassen.

Tobias Kempe

Und genau das zeigte Wirkung. Klar war dabei aber natürlich auch, dass die Lilien nach einem 0:6 nicht gerade mit der allerbreitesten Brust gen Sachsen fuhren – doch dafür mit dem unbedingten Willen, sich mit erhobenem Haupt zu präsentieren. „Unter dem Strich steht leider eine weitere Niederlage, aber es war zu erkennen, dass wir die Köpfe nach der vergangenen Woche nicht haben hängen lassen“, betonte Kempe. Etwas, was auch Christoph Klarer anerkennend unterstrich: „Wir haben Charakter und Haltung gezeigt.“ Torsten Lieberknecht ordnete die Darbietung in Leipzig daher trotz Niederlage als „einen kleinen Schritt nach vorne“ ein.

Kämpfende Südhessen, abgezockte Sachsen

Und dass obwohl seine ersatzgeschwächte Truppe – mit Holland, Nürnberger, Mehlem, Bader, Riedel und Maglica fielen gleich sechs potentielle Stammspieler verletzungsbedingt aus – bereits nach drei Zeigerumdrehungen einen bitteren Rückschlag durch das unglückliche Eigentor von Thomas Isherwood einstecken musste. Während gegen Augsburg aber noch auf das erste Gegentor gleich zahlreiche weitere folgten, blieb der SV 98 in Leipzig auch noch dem frühen Rückstand standhaft. „Wir haben unser Herz auf dem Platz gelassen,“ lobte Kempe. Die Lilien, sie kämpften. Und rannten – mit 118,23 Kilometer sogar gute zwei mehr als die Leipziger. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Sachsen verdient gewannen – 29:9 Torschüsse, 64 Prozent Ballbesitz und mit 62 Prozent auch die deutlich bessere Zweikampfquote. Darmstadt 98 dagegen konnte offensiv bis auf wenige Ausnahme kaum die nötige Durchschlagskraft entwickeln. Verwunderlich waren all diese Punkte mit Blick auf die Qualität der hochkarätig besetzten Leipziger Mannschaft allerdings nicht. Schließlich sind die Sachsen aktuell das fünftbeste Team in Deutschland, hätten unter der Woche sogar auch gut und gerne gegen Weltklub Real Madrid ins Viertelfinale der Champions League einziehen können.

Eine brutale Qualität, die die Leipziger aus Lilien-Sicht auch am kommenden Freitag (15.3.) im Auswärtsspiel beim sich ebenfalls im Abstiegskampf befindenden 1. FC Köln gerne erneut auf den Platz bringen können. „Für dich und deine Jungs alles Gute für die nächsten Spiele – insbesondere fürs nächste“, beendete Torsten Lieberknecht sein Eingangsstatement auf der Pressekonferenz. Worte, die auch dem Leipziger Cheftrainer nachhallten. Marco Rose: „Wenn du uns schon Glück gegen Köln wünschst, dann merkt man, dass du brennst. Und das gefällt mir.“ Denn auch wenn die Lilien mit lediglich 13 Punkten auf dem 18. Tabellenplatz rangieren, so ist doch der Relegationsplatz nur fünf Zähler entfernt und damit bei noch neun zu spielenden Spieltagen immer noch in Reichweite. Ein Umstand, der den SV 98 weiter optimistisch bleiben lässt. Dass es sich dabei alles andere als um gespielten Optimismus handelte, untermauerten dabei abermals die Statements der Darmstädter Protagonisten nach Abpfiff. Spieler und Trainer vermittelten glaubwürdig: Sie glauben daran, sie werden für den großen Traum kämpfen. Kempe: „Für uns ist weiterhin alles möglich. Wir geben niemals auf.“

Die Bayern am Bölle

Bevor sich die Lilien nach der Länderspielpause dann in den direkten Abstiegskampfduellen mit Bochum, Köln und Mainz messen werden, gastiert in der kommenden Woche (16.3./15.30 Uhr) aber erst einmal kein geringerer als der deutsche Rekordmeister im Merck-Stadion am Böllenfalltor. Eine Herkulesaufgabe, klar. „Aber das ist doch genau das, was wir wollten: Dass die besten Mannschaften ans Bölle kommen“, betonte Klarer und ergänzte: „Der Verein hat die letzten Jahre unfassbar hart gearbeitet, um in die Bundesliga zu kommen.“ Um genau solche Spiele spielen zu dürfen.

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