“Es hilft uns, dass wir wissen, dass es über eine Standardsituation funktionieren kann”, erklärte Fabian Holland. Er legte Pfeiffer übrigens ebenfalls schon einen Eckball auf den Schädel, welcher den Lilien gegen Düsseldorf einen 1:0-Heimsieg bescherte. Und am 16. Spieltag der 2. Bundesliga führte eben wieder solch eine Standardsituation zu einem 1:0-Erfolg gegen den 1. FC Magdeburg und damit abermals zur maximalen Punkteausbeute. Daher betonte auch Marvin Mehlem: “Die Standards sind eine große Stärke von uns. Jeder weiß, wie gut Tobi die Bälle bringt und wie gefährlich Patric mit dem Kopf ist. Super, dass es heute wieder geklappt hat.”
Herausforderung gemeistert
In einem engen, umkämpften Duell fighteten die Südhessen leidenschaftlich. “Wir wussten alle, dass es ein ganz schwieriges Spiel werden wird”, so Holland. Schließlich stellte der Aufsteiger aus Magdeburg in dieser Liga bereits ihre Qualitäten unter Beweis. Mit einem durchschnittlichen Ballbesitzanteil von über 60 Prozent weist der FCM den höchsten Wert der gesamten Liga auf. Die Truppe von Trainer Christian Titz zählt zudem zu den spielstärksten Mannschaften des Wettbewerbs. Auch der Umstand, dass der SV 98 ab der 54. Minute in Überzahl agierte, machte die Aufgabe daher nicht zwingend einfacher. Ein Mann mehr auf dem Feld aufgrund einer strittigen Schiedsrichterentscheidung, die sowohl bei den Magdeburgern als auch bei den Darmstädtern auf Unverständnis traf.
Beirren ließen sich die Lilien jedoch weder davon noch von der aufgeheizten Atmosphäre in der MDCC-Arena. “Mit viel Geduld und Beharrlichkeit haben wir einen tiefstehenden Gegner bespielt. Immer in dem Wissen, dass Magdeburg über Kontersituationen gefährlich sein kann”, lobte Lieberknecht seine Mannen und verdeutlichte: “Dass wir das so umgesetzt haben, zeugt von der Reife der Mannschaft.” Genau dieses Darmstädter Team hat nun acht seiner insgesamt zehn Saisonsiege mit nur einem Tor Unterscheid errungen. Dass dies möglich war, liegt zum einen an der nötigen Kaltschnäuzigkeit in den entscheidenden Spielsituationen. Zum anderen aber auch der stets stabilen und hochkonzentrierten Abwehrarbeit, die die Lilien Spieltag für Spieltag verrichten. Mit nur 14 Gegentoren stellt der SV 98 die beste Defensive der 2. Liga. Zudem spielte er bereits sechsmal zu Null – ein Wert, der nur von Paderborn und Hannover (beide 7) übertroffen werden kann.
Allen Widerständen zum Trotz
Die Lilien, sie beißen sich durch. Sie zeigen Leidenschaft und genau die Tugenden, die die Darmstädter Fans von ihrer Mannschaft sehen wollen. Und das alles trotz der noch immer anhaltenden, schwierigen Personalsituation mit vielen Verletzten. Hinzukam in Magdeburg auch noch, dass Torhüter Marcel Schuhen zur Pause mit muskulären Problem ausgewechselt werden musste. Doch die Südhessen, sie steckten auch das weg. Alexander Brunst vertrat die etatmäßige Nummer eins in seinem Pflichtspieldebüt für den SV 98 souverän.
Jammern aufgrund der dünnen Personaldecke? Das wird in Darmstadt nicht. Stattdessen wird sich Woche für Woche den Herausforderungen gestellt. Seit 15 Ligaspielen ist die Lieberknecht-Elf nun ungeschlagen, sammelte bereits eindrucksvolle 35 Punkte. “Natürlich macht einen der Blick auf die Tabelle glücklich, aber wir sind weit weg davon, uns zurückzulehnen”, betonte Holland. Schließlich warten in dieser enorm ausgeglichenen Liga jeden Spieltag knifflige Aufgaben. Die Lilien aber, sie haben sie in den vergangenen Wochen stets lösen können. Hannover 96 beispielsweise kam mit mächtig Aufwind ans Böllenfalltor, auch Magdeburg ging mit dem Selbstvertrauen dank sieben Punkten aus den letzten drei Partien ins Duell am Donnerstagabend.
Viel Zeit, sich über die Erfolge der vergangenen Tage zu freuen, bleibt den Lilien allerdings nicht. Schon am Sonntag wartet mit der SpVgg Greuther Fürth die nächste knackige Aufgabe. Eine Mannschaft, die sich ebenfalls einen achtungsvollen Lauf erarbeitet hat. Die letzten drei Begegnungen hat die Kleeblatt-Truppe allesamt mit 1:0 gewonnen – wieder so ein Team im Aufwind. Doch die Lilien, sie haben Bock darauf, sich auch dieser Herausforderung zu stellen. Vor heimischem Publikum. Der Abschluss einer schon jetzt “unglaublichen Hinrunde”, wie Lieberknecht bereits in Magdeburg verdeutlichte. Mehlem: “Am Sonntag kommt mit Greuther Fürth ein formstarker Gegner, gegen den wir diese Hinrunde krönen wollen.” Wie das gelingen soll, vielleicht wieder mit Maßarbeit?