
04.08.2023 / Verein
„Eine der geilsten Erfahrung in unserem Leben“
"Es waren für uns fünf geniale Tage mit so vielen tollen Eindrücken", schwärmt Ruben Döring im Gespräch mit sv98.de. Er ist Trainer der Fußball-ID-Mannschaft des SV Darmstadt 98, die im vergangenen Juli am größten Jugendfußballturnier der Welt teilgenommen hat - am GothiaCup im schwedischen Göteborg. Ein Interview über ganz besondere Gänsehautmomente und Erfahrungen, die für immer in den Köpfen der Spielerinnen und Spielern bleiben werden.
sv98.de: Gude, Ruben! Wie groß war die Aufregung bei den Jungs und Mädchen, bevor es überhaupt losging nach Schweden?
Ruben Döring: Die Aufregung war brutal groß. Für 99 Prozent der Jungs und Mädels war es schließlich der erste Flug sowie die erste Reise ohne Eltern. Als Fußballteam ging es für viele das erste Mal ins Ausland – natürlich komplett eingekleidet in Klamotten des SV Darmstadt 98. Da waren wir schon am Flughafen in Frankfurt ein absoluter Hingucker. Ganz besonders wurde es dann im Flugzeug selbst, wo es sich nach einer gewissen Zeit rumgesprochen hatte, dass wir an Bord sind. Der Pilot hat während des Flugs sogar eine Durchsage gemacht, dass wir als SV 98 auf ein internationales Turnier fliegen und uns viel Erfolg gewünscht. Der komplette Flieger hat danach für uns applaudiert. Das war ein besonderes Gefühl.
Warum genau wart Ihr in Schweden?
Wir haben das Team von Special Olympics Deutschland beim GothiaCup in Göteborg vertreten. Das ist das größte Jugendfußballturnier der Welt mit über 1.800 Teams – von Mädchen- und Jugen-Fußballmannschaften bis hin zu Special Olympics. Special Olympics Deutschland hat zuvor für dieses Turnier ein Team gesucht, dass für sie nach Schweden fliegt. Wir haben uns daraufhin einfach mal beworben und glücklicherweise den Zuschlag erhalten. So sind wir mit insgesamt acht Jungs und zwei Mädchen nach Göteborg gereist. Leider durften wir nur zehn Spielerinnen und Spieler mitnehmen. Diese auszuwählen war natürlich echt schwierig. Den Leuten abzusagen, die nicht mitkommen konnten, hat schon sehr wehgetan. Für die, die dabei waren, war es aber eine überragende Erfahrung. Das bleibt für immer in den Köpfen.
Wo wart ihr in Göteborg untergebracht?
Unsere Unterkunft war eine Grundschule in Göteborg. Die Lieblingspizzeria von Zlatan Ibrahimovic war nur fünf Fußminuten von unserer Herberge entfernt. Da haben wir natürlich alle gemeinsam auch eine Pizza gegessen und den Geist von Zlatan gespürt (lacht). In unserer Unterkunft selbst haben wir bereits Menschen aus der ganzen Welt kennengelernt. Wir waren mit Teams aus Finnland, Dänemark, Schweden, Luxemburg und sogar Hongkong unter einem Dach. Alle waren super nett. Wir haben alle miteinander Fußball gespielt und die Freizeit verbracht, das hat riesigen Spaß gemacht.
Die Jungs und Mädels waren komplett geflasht. Was da abging, war unbeschreiblich geil.
Ein Highlight war sicherlich die Eröffnungszeremonie im ausverkauften Ullevi-Stadion in Göteborg, oder?
Die Eröffnungsfeier war bombastisch. Es war eine wahnsinnige Show vor rund 50.000 Menschen. Wir selbst sind zwar nicht eingelaufen, das war nur ausgewählten Teams vorbehalten. Aber selbst alle Leute auf der Tribüne wurden permanent mitgenommen und animiert. Es gab Live-Musik und am Ende ein Feuerwerk, welches wirklich phänomenal war. Die Jungs und Mädels waren komplett geflasht. Was da abging, war unbeschreiblich geil. Eine vor Anfang bis Ende überragende Zeremonie.
Kommen wir zum Turnier selbst…
Wir waren in einer Gruppe mit Malmö FF, Dänemark, Italien und einem weiteren schwedischen Team. Der erste Turniertag war dabei eher zum Reinkommen. Wie ticken die anderen Mannschaften? Worauf legen sie Wert? Auffällig war, dass auf internationalem Niveau ein größeres Augenmerk auf die Einzelspieler als auf die Gruppe gelegt wird. Das ist bei uns so nicht der Fall, weil Teamgeist und die mannschaftliche Geschlossenheit viel stärker in den Vordergrund rücken. Täglich gab es dann zwei Spiele – jeweils 2×15 Minuten lang.
Wie lief es sportlich für Euch?
Sportlich lief es ok. Insgesamt hat uns aber unser Kopf geschlagen. Viele von uns waren das erste Mal bei so einem großen Turnier, dazu das erste Mal im Ausland. Es waren so viele Eindrücke, die gar nicht so schnell verarbeitet werden konnten. Wir haben gegen Mannschaften gespielt, die wir nicht kannten. Hier in der Region ist das anders, da kennst du schließlich alle Teams und Spieler auswendig. Ein Highlight in der Vorrunde war aber vor allem das Spiel gegen Italien. Da haben wir einen 0:2-Rückstand noch in einen 3:2-Erfolg gedreht und den Siegtreffer erst zwei Minuten vor Schluss erzielt. Das war brutal emotional für uns alle.
Was ist Dir außerhalb des Geschehens besonders im Gedächtnis geblieben?
Vor allem das Einlaufen. Bei allen Spielerinnen und Spieler wurden zunächst – wie man es von den Profis kennt – erst die Schuhe und Schienbeinschoner von den Schiedsrichtern kontrolliert. Dann sind beide Mannschaften eingelaufen und es lief einfach die Champions-League-Hymne. Das war unbeschreiblich. Unser Kapitän hatte beim Einlaufen den Wimpel in der Hand, alles war super professionell. Gekribbelt hat es bei jedem von uns bis unter die Fingerspitzen. Das waren echt krasse Momente.
Wie war es für die Jungs und Mädels, die Lilien auf internationalem Terrain zu repräsentieren?
Die Teilnahme am GothiaCup in Schweden war für uns alle eine der geilsten Erfahrung in unserem Leben. Dabei durften wir mit dem SV Darmstadt 98 schon so viele geile Sachen erleben: Die Hessenmeisterschaft hier im Merck-Stadion am Böllenfalltor, Special Olympics in Berlin, ich persönlich war live bei Sky im Studio, um über unsere Fußball-ID-Mannschaft zu sprechen. Aber dann in Lilien-Klamotten in den Flieger zu steigen und nach Schweden zu einem internationalen Turnier zu fliegen, das hat alles getoppt. Es war insgesamt einfach ein geniales Event.
Werdet Ihr wieder teilnehmen?
Es waren für uns alle fünf geniale Tage mit so vielen tollen Eindrücken. Nächstes Jahr wollen wir uns wieder bewerben. Wir wollen dann aber nicht für Special Olympics Deutschland, sondern als SV Darmstadt 98 antreten. Das wäre für uns nochmal eine größere Nummer.