sv98.de: Rüdiger, 26 Spieltage sind in der 1. Bundesliga bislang gespielt. Es ist die erwartet schwere Saison. Wie ordnest du die Gesamtsituation ein?
Rüdiger Fritsch: Mit einem riesigen Kraftakt haben wir alle gemeinsam diesen Aufstieg in die Bundesliga gepackt. Unser SV Darmstadt 98 mitten im Konzert der großen und ganz großen Vereine. Und dies pünktlich zum 125. Geburtstag! Das ist überragend und das Ergebnis des Zusammenhalts und der Zusammenarbeit von ganz vielen Menschen im und um den Verein herum. Wer unseren gemeinsamen Weg der letzten Jahre verfolgt hat, der sieht, unabhängig von einzelnen Spielergebnissen, das gemeinsam Erreichte. Wir haben uns mittlerweile im Profi-Fußball etabliert, sind auf unserem Niveau finanziell stabil und freuen uns über eine positive Außenwahrnehmung.
Und was die „schwere Saison“ angeht, so hat sich das leider stärker bewahrheitet, als wir uns das zu Beginn vielleicht zugestanden haben. Bei Licht betrachtet, ist allerdings bisher nichts passiert, was vorher nicht auch vorstellbar war. Und wichtig: Wir müssen immer den Kopf oben behalten!
sv98.de: Du sprichst es an, nach der Länderspielpause sind noch acht Partien zu spielen, bei aktuell sechs Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz. Wie blickst Du auf die restliche Spielzeit?
Fritsch: Zunächst einmal müssen wir selbstkritisch festhalten, dass es uns in dieser Saison bis hierher noch nicht – wie in den Jahren davor – gelungen ist, aus unseren begrenzten wirtschaftlichen Möglichkeiten das Maximum herauszuholen. Aber jetzt stehen die ganz entscheidenden Wochen mit Spielen gegen die Mannschaften aus der unteren Tabellenregion an. Lasst uns zusammen noch einmal alle Kräfte bündeln – mit einer guten Mischung aus voller Konzentration und „Druff Kapell“-Einstellung. Keiner sollte uns zu früh abschreiben.
sv98.de: „Alle Kräfte bündeln“ meint auch die Einbeziehung aller Fangruppen, oder?
Fritsch: Genauso ist es. Für alle Fans der Lilien ist es keine leichte Saison, zu oft verlieren macht einfach keinen Spaß. Aber was am Samstag gegen Bayern im Stadion abgegangen ist, das war das Bölle, wie es leibt und lebt und wie wir es alle so, so sehr lieben. Auch die Aufarbeitung der Vorkommisse vom Augsburg-Spiel findet in dieser Offenheit und der Klarheit definitiv nicht in jedem Verein statt. Es ist am Spieltag gegen Augsburg viel schiefgelaufen, aber ich bin dankbar für die stattgefundene Aufarbeitung und die Art und Weise der Selbstreflektion. Die logische und gute Erkenntnis ist doch, dass „Wir Lilien“ tatsächlich „Wir Alle“ sind.
sv98.de: Wie ist der Stand bei der Neubesetzung der Position des sportlichen Leiters?
Fritsch: Wir gehen bei dieser Neubesetzung strukturiert und mit einem klaren Konzept vor. Die Position ist durchaus wichtig, aber wir lassen uns nicht zu Schnellschüssen treiben. Wir suchen nicht den Ersten, sondern den nach unserer Auffassung Besten für die Lilien. Und es ist ja auch bei weitem nicht so, dass wir aktuell handlungsunfähig sind. Die Scouting-Abteilung ist weiterhin vorhanden, der „Maschinenraum“ funktioniert. Dies hat auch die abgelaufene Wintertransferperiode mit drei Neuzugängen gezeigt. Wir benötigen einen Fachmann, der mit seiner Expertise und seinem guten Netzwerk unsere Kaderzusammenstellung leitet und im Ergebnis den Kader auf ein noch besseres Level hebt. Und das unter Anerkennung unserer Rahmenbedingungen. Um es mal flapsig zu formulieren: Dieser Fachmann wächst halt nicht auf den Bäumen des Darmstädter Stadtwalds. Wir sind jedoch guter Dinge, dass wir zeitnah Vollzug melden können.