22.12.2023 / Junglilien
„Stolz, dass bei vielen Spielern eine tolle Entwicklung stattgefunden hat“
Für die Junglilien wurde die wohlverdiente Winterpause eingeläutet – Zeit, ein erstes Zwischenfazit zu ziehen. Wie sieht die sportliche Entwicklung der einzelnen Jugendmannschaften des SV Darmstadt 98 aus? Welche Rückmeldungen kamen von den NLZ-Trainern? Und welche besonderen Highlights hielt die Hinrunde für die Junglilien parat? Im gemeinsamen Gespräch mit dem Sportlichen Leiter des Nachwuchsleistungszentrum, Björn Müller, werfen wir einen Blick auf die vergangene Hinrunde.
sv98.de: Gude, Björn! Welche Rückmeldungen hast Du von den NLZ-Trainern im Bezug auf die Hinrunde der jeweiligen Mannschaften bekommen?
Björn Müller: Wir pflegen täglich einen regen Austausch. Seit meiner Übernahme der Position als Sportlicher Leiter legen wir im Nachwuchsleistungszentrum großen Wert auf eine intensive Kommunikation. Wir kommen regelmäßig zusammen und besprechen täglich anstehende Aufgaben, Spieler sowie Trainingseinheiten. Insgesamt sind die Rückmeldungen positiv und die Trainer sind weitgehend zufrieden mit der abgeschlossenen Hinrunde.
Wie bewertest Du die sportliche Entwicklung der verschiedenen Mannschaften nach der abgeschlossenen Hinrunde?
Woran misst man gute Arbeit? Rein an den Tabellenplätzen? Im Leistungsbereich von der U16 bis zur U19 sehen die sportlichen Ergebnisse und Platzierungen in den jeweiligen Ligen wirklich sehr gut aus. Die jüngeren Teams nehmen hingegen an verschiedenen Turnieren teil und sind noch nicht im regulären Spielbetrieb aktiv. Die U14 tritt beispielsweise gegen ältere Mannschaften an und schlägt sich dabei wirklich gut. Unser Fokus liegt dabei auf der individuellen Entwicklung: Wie entwickeln sich die Mannschaften insgesamt und besonders die einzelnen Spieler? Hier können wir mit Stolz sagen, dass bei ganz vielen Spielern eine tolle Entwicklung stattgefunden hat. Diese zeigt sich natürlich auch in den Ergebnissen oder der Art und Weise, wie wir Fußball spielen. Am Ende diskutieren wir eher über ein gewonnenes Spiel, das nicht ganz unserem gewünschten Spielstil entsprochen hat, als über eine Niederlage, bei der die Mannschaftsleistung unseren Vorstellungen entsprach. Daher liegt unser Hauptaugenmerk auf der Entwicklung der Mannschaften und Spieler.
Welche Herausforderungen musstet Ihr im vergangenen halben Jahr meistern?
Wenn wir unser Nachwuchsleistungszentrum mit anderen vergleichen, stellt jeder Tag eine neue Herausforderung dar (schmunzelt). Unsere Möglichkeiten sind dabei etwas begrenzter, da wir nur über zwei Kunstrasenplätze verfügen und auf Partnervereine ausweichen müssen, wenn wir auf Naturrasen spielen möchten. Der kürzlich aufgetretene Wasserschaden hat uns zusätzlich eingeschränkt, insbesondere mit Blick auf unsere Kabinenkapazitäten. Auch aufgrund solcher Herausforderungen bin ich besonders zufrieden mit unseren Trainerteams und Mitarbeitern. Denn sie setzen sich voll und ganz für ihre Arbeit ein und kennen die Bedingungen, mit denen sie umgehen müssen. Unser Fokus liegt nicht primär auf der Optimierung der Infrastruktur, sondern darauf, dass vor Ort Menschen sind, die Freude an ihrer Arbeit haben und ihren Spielern höchstmögliche Qualität in den Trainingsinhalten bieten.
Inwieweit nutzen die U17 und die U19 nach den Abstiegen im Sommer die bisherige Saison, um zurück zu alter Stärke zu finden?
Die Idee, wie wir Fußball spielen wollen, hat sich im Vergleich zur Jugend-Bundesliga nicht geändert. Die Herangehensweise ist unverändert, lediglich die Gegner sind andere. Der Fußball ist zu unseren Gunsten dominanter geworden. Durch mehr Ballbesitz sind Themen wie das Kreieren von Torchancen und das Toreschießen mehr im Fokus als die Defensivarbeit. Beide Mannschaften haben gute Entwicklungen hingelegt, ihr Spiel durchgezogen und den Gegnern den eigenen Stempel aufdrücken können.
Gerade die U19 hat es scheinbar leicht in der Hessenliga – schießt im Schnitt 7 Tore pro Spiel, kassiert im Durchschnitt nur alle zwei Spiele ein Gegentor. Zum einen natürlich positiv, ist zum anderen vielleicht die Liga einfach zu einfach für die Jungs?
In den vergangenen Hessenliga-Spielen hatten unsere Innenverteidiger sicherlich weniger Defensivarbeit zu leisten als gegen die Jugendteams von Bayern München oder dem VfB Stuttgart. Daher richten wir unseren Fokus auch in den Trainingseinheiten darauf. In kleinen Spielformen lassen wir die Jungs in intensiven Drei-gegen-Drei-, Vier-gegen-Vier- oder auch Fünf-gegen-Fünf-Situationen auf kleinen Spielfeldern gegeneinader spielen.
Wie gestaltet sich die Trainingsarbeit unter der Woche insgesamt?
In der Regel absolvieren die Jungs bei uns vier- bis fünfmal pro Woche ein Training. Dank des Schulprojekts hat die U17 zwei und die U19 eine Vormittagseinheit pro Woche. Mein Anspruch an die Trainer ist dementsprechend hoch. Ich erwarte von ihnen ein Höchstmaß an Trainingsqualität und Inhalte für die Trainingseinheiten der Spieler, da ein anspruchsvolles Trainingsniveau erforderlich ist, um eine nachhaltige Entwicklung bei den Jungs zu erreichen.
Wie ordnest Du diese Übergangssaisons ein, bevor es nächstes Jahr für die A- und B-Junioren in der neugeschaffenen NLZ-Liga weitergeht?
Wir blicken gespannt auf die kommende Saison in der NLZ-Liga, in der wir auf vermeintlich attraktivere Gegner treffen werden. Dabei sollten wir jedoch nicht den Eindruck erwecken, dass unsere Mannschaften derzeit mühelos durch die Hessenliga marschieren. Aber die aktuellen Saisonverläufe sprechen für den Charakter unserer Spieler. Sie lassen sich auf die Spiele ein und zeigen, dass sie mit Spaß und Motivation bei der Sache sind. Das machen sie gerade mit Bravour, aber wir freuen uns natürlich auf die NLZ-Liga, in der wir uns Woche für Woche auf attraktive Partien freuen können.
Gab es besondere Momente oder Leistungen, die Dir im Kopf geblieben sind? Ihr durftet schließlich gleich so einige Derbysiege feiern oder das Testspiel-Highlight gegen die deutsche U15-Nationalmannschaft erleben…
Definitiv waren das in dieser Hinrunde besondere Momente für unsere Mannschaften. Allerdings erinnere ich mich auch gerne an ein äußerst kurioses Spiel zurück, das mir bei dieser Frage sofort in den Sinn kommt: Das Auswärtsspiel der U19 gegen den FSV Frankfurt. Unser Torwart Max Wendt parierte in diesem Spiel gleich zwei Elfmeter. Doch wurden beide wiederholt, da er sich laut Meinung des Schiedsrichters zu früh bewegt hatte. Zu allem Überfluss erhielt Max sogar eine Rote Karte und der dritte Elfmeter fand schließlich den Weg ins Netz. Das war schon ein sehr emotionales Spiel, in dem es heiß herging, auch weil wir in der 90. Minute noch den Ausgleich zum 2:2 kassierten…
Vom NLZ in die Bundesliga: Wie stolz bist Du und das gesamte Nachwuchsleistungszentrum, wenn Ihr einen Clemens Riedel oder Fabio Torsiello in dieser Saison in der Bundesliga auflaufen seht?
Es freut mich total für das gesamte Nachwuchsleistungszentrum, dass unsere gemeinsame Arbeit Früchte trägt und Spieler ihre Einsätze bei den Profis erhalten oder sogar zum festen Bestandteil der Mannschaft werden. Clemens war immer ein Spieler, der sich, als er parallel noch U19 spielen konnte, für die Mannschaft aufgeopfert hat. Und auch Fabio, der aktuell noch U19 spielen darf, gibt in den Partien immer alles für das Team. Wir verfolgen beide Spieler auf ihrem Weg ganz genau und wünschen ihnen natürlich zahlreiche weitere Einsätze.
Die Entwicklung der beiden ist sicherlich auch Ansporn für die Jungs im Nachwuchsleistungszentrum…
Absolut. Zudem freuen wir uns sehr, dass im anstehenden Trainingslager der Profis im Januar voraussichtlich der ein oder andere U19-Spieler teilnehmen darf. Das ist sowohl für uns als auch für die Jungs natürlich eine Bestätigung. Die Spieler merken, dass die Tür zu den Profis immer auf ist, was sicherlich auch mit dem aktuellen Cheftrainer Torsten Lieberknecht einhergeht. Darüber hinaus hat sich das Nachwuchsleistungszentrum in einer Weise entwickelt, dass die Spieler das Niveau erreicht haben, um mit den Profis mitzutrainieren. Dieses Wissen ist bei den Spielern vorhanden und sie zeigen den Mut und das Selbstvertrauen, sich in Perspektivgesprächen zu erkunden, wann der mögliche Zeitpunkt für ihren Einsatz bei den Profis sein könnte.
Blicken wir ein wenig voraus. Wann startet Ihr mit dem Trainingsauftakt in die Rückrunde?
Die Mannschaften beginnen in der ersten Januar-Woche peu a peu wieder mit den ersten Trainingseinheiten. Die ersten Spiele der Rückrunde sind dann ab Anfang/Mitte Februar.
Welche Ziele hat das NLZ für die kommende Rückrunde?
Im Winter richten wir unseren Fokus besonders darauf, welche Spieler der jüngeren Jahrgänge an der Vorbereitung der älteren Jahrgänge teilnehmen können. Wir integrieren schrittweise zwei bis vier Spieler in die höhere Altersklasse, damit sie sich an das Niveau anpassen und gewöhnen können. Im Verlauf der Saison beobachten wir dann genau, welche Spieler sich schnell adaptieren, denn das ist auch ein wichtiges Talentkriterium.
Danke für Deine Einschätzungen, Björn. Frohe Weihnachten und viel Erfolg in der Rückrunde!