sv98.de: Wie geht’s nach mehr als der Hälfte des Trainingslagers?
Körper und Geist fühlen sich noch gut an. Ich finde Trainingslager generell immer extrem wichtig. Du bist die komplette Zeit mit dem Team zusammen, du lernst die Neuzugänge besser kennen und bist hier ausschließlich auf Fußball und das Training fokussiert. Die Einheiten sind hart, aber in dieser Phase auch essenziell. Ich sehe, dass wir alle jeden Tag fitter, stärker und besser werden. Also genau das, wofür wir hier sind.
sv98.de: Zählst du trotzdem die Tage, bis ihr es geschafft habt?
Ich persönlich gucke hier immer nur auf den nächsten Tag und darauf, mich bestmöglich darauf vorzubereiten. Und es ist auch insgesamt nur eine Woche, das ist eine Länge, die in Ordnung ist.
sv98.de: Ihr seid schon die vergangenen beiden Jahre hier gewesen. Ist es schön, sich in gewohnter Umgebung vorzubereiten?
Der Trainer hat uns am ersten Tag daran erinnert, dass wir auch vor den beiden vergangenen Spielzeiten hier gewesen sind. Und dann habe ich automatisch daran gedacht, wie erfolgreich diese Saisons gelaufen sind. Das gibt ein gutes Gefühl. Ich persönlich kenne auch überhaupt keinen anderen Ort für ein Sommertrainingslager mit Darmstadt und fühle mich hier sehr wohl. Ich kenne die Bedingungen, das Essen, die kurzen Wege, es ist ein guter Platz für uns.
sv98.de: Auch für dich ist es das erste Mal, dass du dich auf eine Saison in der Bundesliga vorbereitest. Ändert das etwas an der Herangehensweise, will man noch mehr aus sich herausholen?
Ich versuche alles grundsätzlich ähnlich wie in den beiden vergangenen Jahren zu machen. Natürlich bereiten sich viele von uns erstmals auf die Bundesliga vor, aber du darfst dir darüber auch nicht zu viele Gedanken machen und plötzlich etwas ändern, was gar nicht geändert werden sollte. Klar ist, dass auf uns ein riesengroßes Highlight wartet, auf das wir körperlich und mental vorbereitet sein möchten.
sv98.de: Beflügelt der Gedanke an die Bundesliga in der Vorbereitung?
Auf jeden Fall. Selbst die Läufe vor dem Trainingsstart haben mir schon Adrenalinschübe gegeben, weil ich an das Highlight gedacht habe, das auf uns wartet. Die Quälerei für diese Aufgabe macht sogar Spaß, weil wir wissen, was dort auf uns zukommt.
sv98.de: Wie oft denkt man jetzt schon an Haller, Kolo Muani oder Gnabry?
Fußball ist erstmal Fußball. Und auf diesem Level sind die Spieler natürlich sehr gut, aber auch wir in Darmstadt haben unsere Qualität. Für mich geht es nur darum, mich bestmöglich auf das nächste Spiel vorzubereiten und dazu gehört natürlich auch, welche Stürmer beim Gegner auflaufen könnten. Aber dann geht es nicht um Namen, sondern darum, sich mit Stärken und Schwächen vertraut zu machen, um sich auf den Gegenspieler einstellen zu können.
sv98.de: In der vergangenen Saison hast du beim Pokalsieg gegen Gladbach durchgespielt. Hilft so ein Spiel, um nun zu wissen, dass man auch in der Bundesliga mithalten kann?
Das war ein besonderer Abend für uns alle und ein Moment, an den wir gerne zurückdenken. Und mir persönlich hat es nochmals gezeigt, dass im Fußball gegen jeden Gegner etwas möglich ist. Natürlich nimmt man solche positiven Gedanken gerne mit auf den weiteren Weg.
sv98.de: Du hast die zweite Mannschaft von Bayern München 2018 verlassen. War es damals schon dein großer Traum, irgendwann als Bundesliga-Spieler zurückzukehren?
Zunächst war es ein Traum von mir, überhaupt noch einmal in Deutschland zu spielen. Dieser Traum ging bereits mit dem Wechsel nach Darmstadt in Erfüllung. Aber es ist nochmal etwas ganz Besonderes, nun in einer Liga mit den Bayern zu spielen. Ich habe dort drei Jahre gespielt und kenne noch ein paar Leute dort, entsprechend wird dieses Spiel ein spezielles für mich.
sv98.de: In der vergangenen Saison war euer Teamgeist ein entscheidender Punkt. Wird es erneut darauf ankommen?
Für uns wird das der wichtigste Punkt sein. Ich weiß, wie weit uns dieser Spirit die beiden vergangenen Jahre getragen hat. Und wenn ich mich jetzt umgucke und meinen Mitspielern in die Augen blicke, dann sehe ich, dass sich daran nichts geändert hat.
sv98.de: Dich selbst hat Torsten Lieberknecht häufig als „stillen Helden“ bezeichnet, weil du immer weiter gearbeitet und den Konkurrenzkampf hochgehalten hast, auch, wenn du nicht gespielt hast. Ist das einfach dein Charakter?
Ja, ich habe immer so gedacht und mich so verhalten. Fußball ist ein Mannschaftssport und wir sitzen alle im selben Boot. Wenn ich spiele, dann gebe ich alles für mein Team und lasse mein Herz auf dem Platz. Aber wenn ich verletzt bin oder nicht spiele, dann habe ich genau dasselbe Mindset und versuche, der Mannschaft auf andere Art zu helfen.
sv98.de: Diese Einstellung ist nicht immer gegeben im Fußball, in eurer Mannschaft scheinen sie aber viele Spieler verinnerlicht zu haben…
Genau, wir haben keine Stinkstiefel, die das Team runterziehen. Wir haben auch vergangene Saison gesehen, dass wirklich jeder einzelne Spieler gebraucht wird und wir uns gegenseitig ans Maximum pushen müssen. Wir haben wirklich gute Charaktere und Persönlichkeiten im Kader. Ich habe es schon häufiger gesagt, aber ich war nie in einer Kabine mit einer derart guten Atmosphäre wie in Darmstadt.