05.02.2024 / Verein
Gegen Vergessen: Stolperschwellen-Verlegung auf Dr.-Karl-Hess-Platz
Auf dem Dr.-Karl-Heß-Platz vor dem Merck-Stadion hat der SV Darmstadt 98 am Montag (5.2.) zusammen mit der Deutschen Olympischen Gesellschaft vor zahlreichen Anwesenden eine Stolperschwelle verlegt – in Gedenken an die jüdischen Sportlerinnen und Sportler aus Darmstadt und der Region, die Opfer des Nationalsozialismus wurden.
Die goldene Stolperschwelle auf dem Dr.-Karl-Heß-Platz soll den in der NS-Zeit zum Opfer gefallenen jüdischen Sportlerinnen und Sportlern gedenken. „An Spieltagen werden tausende Menschen über die Schwelle laufen. Sie soll einen Moment des Innehaltens und des Erinnerns ermöglichen“, erklärte Markus Pfitzner in seiner Rede. „Wir als Darmstadt 98 sind ein Verein, der sich gegen Diskriminierung und Ausgrenzung stark macht. Seit vielen Jahren sind wir erinnerungskulturell stark engagiert. Und wir sind stolz darauf, dass wir Themen wie diese aktiv angehen und uns nicht wegducken“, fuhr der Vizepräsident des SV Darmstadt 98 fort.
Ähnlich äußerte sich auch Prof. Dr. Thomas Spengler. Als Leiter des Vereinshistorischen Referats der Lilien setzt er sich zusammen mit seinem Team unter anderem auch für die Aufarbeitung der Rolle des SV 98 zu Zeiten des Nationalsozialismus ein. „Die heutige Stolperschwellen-Verlegung ist ein herausragendes Ereignis für unseren SV 98 und ein Meilenstein für unsere erinnerungskulturelle Arbeit“, betonte Spengler.
Die Verlegungszeremonie war zuvor von Norbert Lamp und Brigitte Weishäupl von der Deutschen Olympischen Gesellschaft eröffnet worden. „Es berührt mich sehr, dass so viele Menschen gekommen sind, um den Opfern des Nationalsozialismus zu gedenken“, sagte Weishäupl und beschrieb weiter die vor etwa anderthalb Jahren ins Leben gerufene Aktion: „Es war ein langer, aber auch spannender Prozess von der Idee bis zu Ausführung. Wir freuen uns sehr über das gelungene Ergebnis.“
„Wichtiges Zeichen für die Erinnerungskultur unserer Stadt“
Seit 2005 beteiligt sich die Stadt Darmstadt an dieser Form der Erinnerungsarbeit. Mittlerweile liegen 378 Gedenksteine in den verschiedenen Teilen der Wissenschaftsstadt (Stand: Oktober 2022). Nach der Stolperschwelle in der Eschollbrücker Straße, die den Opfern eines jüdischen Altenheims gedenken soll, ist die Schwelle am Merck-Stadion am Böllenfalltor die zweite dieser Art in Darmstadt. Der ebenfalls anwesende Hanno Benz, Oberbürgermeister der Stadt Darmstadt, betonte die Wichtigkeit und die Funktion dieser Schwellen: „Sie holen uns aus dem Alltag ab und machen abstrakte Erinnerungen konkret. Sie holen uns die Vergangenheit in die Gegenwart zurück. Die Stolperschwellen-Verlegung auf dem Dr.-Karl-Heß-Platz ist ein wichtiges Zeichen für die Erinnerungskultur unserer Stadt. Ich möchte mich bei den Initiatoren und dem SV 98 für die Initiative bedanken, die Stolperschwelle hier heute zu verlegen.“
Daniel Neumann, der Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Hessen, hoffte in seiner Rede, „dass möglichst viele Menschen über diese Schwelle stolpern“ und forderte zudem: „Wir sehen heute wieder Ausgrenzung auf den Straßen. ‚Nie wieder‘ nicht nur sagen, sondern in die Tat umsetzen!“ Nachdem auch der Präsident von Makkabi Deutschland, Alon Meyer, und Elisabeth Krimmel vom Arbeitskreis Stolperstein Darmstadt zu Wort kamen, wurde die Zeremonie auf dem Dr.-Karl-Heß-Platz von interessierten Gesprächen und regem Austausch unter den Anwesenden abgerundet. Bis am Ende nur noch die neue Stolperschwelle zurückblieb. Ab und an im Sonnenlicht glitzernd und blinkend – in Gedenken an die Vergangenheit und als Warnung für die Zukunft.
Für die Stolperschwelle übernimmt die Fan- und Förderabteilung des SV 98 gemeinsam mit dem Fanprojekt Darmstadt die „Putz-Patenschaft“. Der Halt an der Stolperschwelle wird außerdem zukünftig auch in den von der FuFa angebotenen Stadionführungen am Bölle eingebaut.